662 Tage

1 Apr
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Das wars. Die Zeit in China ist vorbei. Diesen Artikel schreibe ich bereits nicht mehr aus Shanghai, sondern aus dem beschaulichen, grünen Zürich. Nach 662 Tagen seit meiner Ankunft in Shanghai als das Ende in 2 Jahren noch unglaublich weit weg schien, ging dann zum Schluss doch alles auf einmal ganz schnell. Diverse Abschiedsfeiern mit Kollegen und den zahlreichen Freunden die wir während der Zeit hier kennengelernt haben füllten die letzten Wochen. Ausserdem galt es alles noch einmal auszunutzen, was man zuhause nicht mehr haben wird: Die letzten Einkäufe beim Fake- und Fabricmarket zum Beispiel, oder die letzten Fuss- oder Ganzkörpermassagen für knapp 20 Euro die Stunde. Und dann natürlich das letzte Mal Essen bestellen über den Online-Bestelldienst Sherpas und dem McDonalds home-delivery service, der letzte Cobb-Salad bei Element Fresh, die letzten Drinks in einer der unglaublich coolen Roof-Top-Bars und das letzte mal so richtig chinesisch Essen: In einem separaten, privaten Raum mit einem grossen, runden Tisch mit der bekannen Glas-Drehscheibe in der Mitte, 20 guten Freunden und ohne jegliche Tischmanieren. Das ist übrigens etwas was ich zurück in Europa tatsächlich vermissen werde. Nicht das Essen ansich, auf die Knochen im Chicken, Entenzungen, Hühnerfüsse und diverse andere Exoten kann ich gut verzichten. Aber die chinesische Esskultur generell wir mir fehlen: Dass man zusammen an einem grossen Tisch sitzt, unzählige, unterschiedliche Gerichte bestellt und alles teilt. Und gleichzeitig gibt es keinerlei Regeln.  Es wird gespuckt, geschmatzt, getrielt, am Tisch geraucht und mit vollem Mund gesprochen und typischerweise sieht der Tisch nach dem Essen aus wie wenn eine Horde Hyänen da durch wäre. Es geht eben ums Essen, darum satt zu werden und nicht darum wie in Europa das Mahl als grossen Akt zu zelebrieren.

 

Die Esskultur wird aber natürlich nicht das einzige sein, was mir in Europa fehlen wird. Auch die bereits erwähnten, unglaublich guten und extrem günstigen Massagen, die billigen Taxifahrten (für 2,50 Euro einmal durch die Stadt), der Friseurbesuch für 5 Euro, der Wäscheservice im Haus (ca. 20 Euro für zwei volle Säcke Wäsche inkl. Hemden und Anzüge, gewaschen, bebügelt, gefaltet und säuberlich in Plastikfolie verpackt), die extrem guten Bars und Clubs, der Bund, die Sicht von der Bar Rouge auf selbigen, die Skyline bei Nacht, die massgeschneiderten Hemden für 10 Euro, die unkomplizierten Städtetrips nach HongKong, Peking, Malaysia, auf die Philippinen und so weiter und so fort werden mir zuhause sicher mindestens genauso fehlen.

 

Und auch wenn ich erst mal froh bin nicht mehr täglich ab dem Verlassen des Apartments von abertausenden, drängelnden, oft nicht gut riechenden und ungepflegten Chinesen umgeben zu sein, so werde ich ihre pragmatische Macherart, ihre Herzlichkeit und ihren unglaublichen Ehrgeiz doch vermissen. Auch wenn mit ihnen ALLES (auch simpelste Allltagsthemen) und IMMER erst einmal zum Problem (gemacht) wird und in der Regel zu einem riesen Chaos führt (letztes Beispiel war der Kauf von 6 Flaschen Wein in einem sehr guten Supermarkt, die ich EINZELN in Tüten verpackt haben wollte, weil ich sie später einzeln verschenken wollte – das wurde dann zur Riesenübung und zum Schluss bedienten mich 5 Verkäuferinnen und bis ich 6 Wein bezahlt hatte vergingen ruhig 40 Minuten) dann finden sie am Ende dann doch immer eine gute Lösung und oft war ich überrascht über die Kreativität und Pragmatik mit der sie oft doch ans Ziel kommen.

 

Doch auch wenn all diese Annehmlichkeiten in der Schweiz erst einaml vorbei sein werden, so freue ich mich doch zurück zu sein. Erst gestern war ich zum ersten Mal seit meinem Marathontraining in der Natur laufen, habe die frische, unverpestete Luft geatmet, aus Brunnen  mit kaltem Quellwasser getrunken, die Aussicht auf den See und die Berge und diese beshauliche Stadt genossen. Gleichzeitig schmecken die frischen Früchte und das Gemüse hier einfach viel besser, auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass hier sicherlich keine giftigen Chemikalien beigemischt werden und das Schwein oder Rind dessen Fleisch man isst nicht sein Leben lang mit Antibiotika und anderen Medikamenten gefüttert wurde.

 

Dennoch schaue ich zurück auf 662 unglaublich ereignisreiche, spannende, abwechslungsreiche und absolut unvergessliche Tage in China. Dieser Auslandsaufenthalt war mehr als nur eine Entsendung, es war eine bereichernde Lebenserfahrung, ein Ausflug in eine ganz andere Welt und Kultur die mich gelernt hat einiges was in Europa selbstverständlich ist wieder zu schätzen zu wissen (z.B: Trinkwasser aus dem Wasserhahn, frische Luft, ein funktionierendes Gesundsheitssystem, freies Internet, funktionierende Ämter). Ein Erlebnis, welches ich nicht missen möchte und auf jeden Fall jedem empfehlen kann. China wird  unsere Wirtschaft die nächsten Jahre und langfristig auch unsere Kultur unvermeidlich beeinflussen, dies wird einem erst recht bewusst, wenn man dort eine Weile gelebt hat und das massive Wachstum, die schnelle Entwicklung und das enorme Potential dieses Landes, aber auch die sehr gut ausgebildeten und extrem ehrgeizigen und arbeitswilligen Menschen live erlebt hat.  Da kann es sicher nicht schaden,  sich etwas mit ihrer Kultur zu beschäftigen. Ich habe es genossen.

 

Dieser Blog ist hiermit beendet. Vielen Dank fürs Mitlesen, das zahreiche Feedback, die Mails und Kommentare. Eine Fortsetzung wird in Form eines Buches erscheinen. Weitere Informationen bald hier.

 

Und zum Abschluss: 662 Tage Shanghai in 100 Bilder.

 

Nächstenliebe

20 Mrz
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Um einige der für uns eher merkwürdig erscheinenden, chinesichen Verhaltensweisen zu verstehen, muss man sich erst mal in die Situation eines chinesischen Neugebohrenen versetzen. Denn wer hier auf die Welt kommt, der hat auf einen Schlag rund 1,5 Milliarden Konkurrenten.  Ungefähr soviele Menschen – die genaue Zahl kennt keiner –  leben in diesem Riesenland.

 

Jetzt muss man sich das also mal vorstellen: Man wird geboren, alles ist gut, die Eltern verwöhnen einem nach allen Regeln der Kunst, denn dank one-child-policy ist die Chance, dass man ein Einzelkind ist und nichts mit Geschwistern teilen muss bei etwa 99%. So sorgenfrei wächst man also die ersten Jahre auf, immer wohl behütet und mit allem versorgt was man braucht umeinmal erfolgreich zu werden. Denn wenn man das einizige Kind ist, dann ist man hier zugleich auch Hoffnung und Altersvorsorge der Eltern.

 

Und dann gehts auf einmal los: Kaum kann man halbwegs Laufen und Sprechen kommt man in den Kindergarten und später die Schule wo man auf einmal nicht mehr das Zentrum des Universums,sondern eine oder einer unter Tausenden ist und ein ganz anderer Wind weht. Hier herrschen eiserne Disziplin, scharfer Drill und vor allem unglaublicher Leistungsdruck. Zusammen mit all den anderen, verwöhnten Einzelkinder, welche enbenfalls nie das Teilen oder Rücksicht auf andere nehmen gelernt haben, drückt man von nun an von morgens bis spät abends die Schulbank um unter anderem zig-tausende von Schriftzeichen auswendig zu lernen.

 

Und dann wird einem irgendwann bewusst, welche Erwartungen die Familie im Gegenzug für all die teuren Investitionen an einem hat: Denn nach wie vor ist der Grossteil chinesischer Familien vergleichsweise arm, die Altersvorsorge schlecht und ein Kind, welches einem im Alter finanziell unterstützen kann ist die beste private Vorsorge, die man treffen kann. Sozusagen die Riesterrente der Chinesen. Nicht zuletzt deshalb werden die kleinen Chinesen auch nicht nur zur Schule geschickt, sondern abends nach Schulende und an den Wochenenden zusätzlich noch in privat bezahlte Förderkurse. Englishschulen stehen hier ganz oben auf dem Programm, denn auch hier ist das beherrschen der Weltsprache mitlerwile das Eintrittsticket für denjenigen, der später mal in einem internationalen Konzern arbeiten möchte. Und das tun die meisten. Neben Englisch stehen neben der Schule dann oft noch eine musikalische Ausbildung (vorzugsweise Klavier oder Geige), wissenschaftliche kurse, wie Chemie oder Physik oder generelle Leistungsförderungsklassen auf dem Programm. Ich habe als ich das gehört habe mal einen Kollegen gefragt, wann die Kinder bei so einem durchgetakteten Arbeitstag noch zum Spielen kommen. Da hat er mich ganz schön verdutzt angeschaut und meinte “na in den Kursen sind doch andere Kinder, da spielen die”.

 

So wächst die grosse Mehrheit der kleinen Chinesen also einerseits von den Eltern verhätschelt und andererseits von der Schule auf absolute Zielstrebigkeit und Disizplin gedrillt auf. Klares Ziel vor Augen: Ein guter Job, der es ermöglich viel Geld zu verdienen, damit man sich selbst und der Familie die so viel in einem investiert hat, ein besseres Leben abseits der Massen ermöglichen kann. Auf der Wunschliste von Eltern und Kinder ganz oben sind übrigens Regierungsjobs. Der Andrang für diese ist immens und die Auwahlkriterien sind gnadenlos hart. Dafür erwartet diejenigen, welche sie erfüllen und genommen werden eine gesicherte und weitgehend sorgenfreie Zukunft. Denn der Staat sorgt sehr gut für seine Schääfchen und Regierungsmitarbeiter gelten allgemein als Einflussreich und geniessen Spezialbehandlungen bei fast allem, inklusive Rente und Gesundheitssystem. In einem Land in dem Vätterwirtschaft und Korruption nach wie vor zum Tagesgschäft gehört und in dem ohne die richtigen Beziehungen fast nichts funktioniert sind diese Stellen natürlich entsprechend attraktiv.

 

Doch auch die internationalen Grosskonzerne sind durchaus begehrte Arbeitgeber, da die Arbeitsbedingungen verglichen mit den chinesischen Firmen hier oft besser sind, mehr gezahlt wird, bessere Rentenprogramme bestehen und mehr Urlaub gewährt wird. Und auch sie wollen natürlich nur die besten einstellen, am liebsten mit guten Englischkenntnissen, guten Schulnoten und wo möglich Auslandserfahrung.

Um diese hohen Anforderungen zu erfüllen und weil die Konkurrenz riesig ist, muss der Chinese also in allem was er tut entweder besser, schneller oder skrupelloser als andere sein. Das gilt in der Schule im Wettkampf um die besten Noten, das beste Studium und den besten Job und das lässt sich auch übertragen auf das Anstellen in einer Wartschlange, das Einsteigen in einen Metrozug und das Fahren auf einer Strasse. Denn egal was man hier tut: Man ist ganz sicher nie der einzige und tausend andere wollen dasselbe. Wer einmal zur rush-hour an der Metrostation “People Square” in Shanghai umgestiegen ist, der weiss ganz genau wovon ich rede. Hier ist nicht nur viel los, hier herrscht Massenauflauf wie bei der Loveparade. Ein Festzelt auf dem Oktoberfest am letzten schönen Samstag vor dem Ende ist dagegen eine Wellnessoase. Abertausende von Menschen drängen sich durch die Eingänge, über die Treppen, durch die Security Checks und in die Züge. Und was einem hier so deutlich vor Augen geführt wird ist die Situation bei einfach allem was man tut. Wer bremst verliert, wer zu spät kommt geht leer aus, wer nicht gut genug ist bekommt keinen der begehrten, gutbezahlten Jobs und wer nicht reich genug ist, der kann sich eine gute Bildung für seine Kinder oder  Behandlung eventuell lebensrettende Behandlung im Krankenhaus schlichtweg nicht leisten. So einfach und hart sind die Spielregeln.

 

Und wer das weiss, der versteht vermutlich auch, warum Nächstenliebe hier eine ganz andere Bedeutung hat und auch haben muss. Der Einzelne zählt in dieser Gesellschaft nicht viel –  dazu gibt es einfach zu viele Menschen, als dass man sich um jeden kümmern könnte. Die Chinesen selbst trennen ihre Mitmenschen deshalb messerscharf in zwei Kategorien: Die eine sind diejenigen, die ihnen nahestehen. Allen voran der Partner und die Familienmitglieder. Sie sind fast heilig und für sie wird grundsätzlich alles getan. Auch zum inneren Kreis gehören aber Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen. Sie alle behandelt man äusserst gut und rücksichtsvoll, man macht ihnen kleine Geschenke und hilft sich gegenseitig wo immer es geht und pflegt ein sehr starkes “Wir-Gefühl”. All die anderen gehören nicht zum inneren Kreis und sind dadurch automatisch erstmal anoyme Wesen und gelten grundsätzlich als Konkurrenten. Sie werden in der Warteschlange abgedrängt, in der Ubahn umgeschupst, im Verkehr geschnitten und ausgebremst. Das ist noch nicht mal unbedingt absichtlich böse gemeint, es gibt hier einfach immer und überall so unglaublich viele Menschen und so werden diese eher als Teil der Umgebung wahrgenommen und weniger als andere Lebenswesen mit denen man mitfühlt.

 

Wer eine Weile in China lebt, der gewöhnt sich an diese Spielregeln und manch Westler eignet sich nach einiger Zeit ähnliche Verhaltensweisen selbst an. Während man als Mitteleuropäer ja eigentlich dazu erzogen wurde, anderen die Türe aufzuhalten, den Vortritt zu lassen oder Menschen auf der Strasse freundlich zu grüssen und so weiter merkt man schnell, dass dies hier nicht nur nicht erwidert wird, sondern eher mit verständnislosen Blicken quitiert. Wer also zu was kommen will und nicht den ganzen Tag an einer Türe stehen weil er andere vorlässt, der muss selbst anfangen sich vorzudrängeln, andere zu schneiden und sich nicht um fremde Menschen zu kümmern. Das ist leider einfach so.

 

Und dennoch gibt es auch nach Jahren hier noch Situationen die einem schockieren, in dem man sich fragt ob dieses Land nicht doch von einer Gesellschaft asozialer Einzelkinder beherrscht wird. So bin ich zum Beispiel vor kurzem in einem Taxi an einem Verkehrsunfall vorbeigekommen. Davon gibt es in einer Stadt wie Shanghai leider sehr viele. Offensichtlich hat ein Auto einen Elektroscooter gerammt und die Fahrerin lag reglos am Boden. Ich gehe nachdem ich den völlig demolierten Scooter gesehen habe davon aus, dass sie tot war. Ich war natürlich schockiert über den Anblick, aber noch viel schockierter war ich, als der Taxifahrer auf die Unfallstelle zeigte und laut lachte! Solche Reaktionen nach dem Motto “Schau mal, da wurde einer überfahren, gut so, ein Konkurrent weniger” sind vielleicht auch hier eine extreme Ausnahme und dennoch sind sie in ihrer Wurzel leider normal. Wer hier einen Unfall hat, der sollte nicht darauf zählen, dass einem geholfen wird. Die Leute gehen üblicherweise einfach weiter. Auch Hilfe rufen werden die meisten nicht, aus Angst davor sich dadurch Schuldig zu bekennen oder am Ende auf den Kosten für den Krankenwagen, welchen sie gerufen haben sitzen zu bleiben.

 

Ich habe hier selbst viele schlimme Unfälle auf der Autobahn geshen, die ich jede Woche zweimal gefahren bin und nicht selten lagen schwer verletzte Leute noch in Ihrem Fahrzeug oder auf der Strasse und kein Mensch hat geholfen oder auch nur angehalten. Stattedessen sind die Autos einfach um das Opfer herum und weitergefahren.

 

Vor kurzem war hier eine Geschichte in der Presse ganz gross: Ein 3-jähriges Mädchen wurde in einer westlichen Provinz von einem Lastwagen erfasst und schwer verletzt. Eine Überwachungskamera filmte die Szene und zeigte dass der Fahrer des Lastwagens den Unfall ganz offfensichtlich bemerkte, kurz anhielt und überlegte und dann weiterfuhr und das kleine Kind dabei abermals überrollte. Darufhin passierten 12  Leute das schwer blutende und schreiende Mädchen und kein einziger hat geholfen. Eine Strassenreinigerin nach gut 20 Minuten war die einzige die half. Das Kind starb später im Krankenhaus.

 

Diese Geschichte wurde von jedem Fernsehsender ausgestrahlt und über das Internet millionenfach verbreitet. Es folgte eine wilde Debatte um die Moral der hiesigen Gesellschaft und darüber ob man sich zu einem Volk voller egoistischer Einzelkinder entwickelt hat.  Kurz darauf ereignete sich ein ähnlicher Unfall, wieder mit einem Kind. Dieses Mal wurde ihm sofort geholfen und es überlebte. Es scheint sich also etwas zu ändern an der Einstellung der Menschen. Und das ist gut so.

In der Wohnung stapeln sich mitlerweile die Umzugskartons, Schränke und Schubladen sind bereits leergeräumt und die Inhalte an Freunde und die Ayi verschenkt. im Kühlschrank stehen nur noch ein paar verlassene Konservendosen und ein Block schweizer Käse (auch wenn der Kühlschrank wenn man ehrlich ist nie richtig gefüllt war, weil man hier kaum zuhause kocht das liefern lassen und essen gehen einfach so viel einfacher und billiger ist). Am vergangenen Freitag war die Farewell-Party mit all den vielen netten Menschen, die Shanghai erst zu einer unvergesslichen Zeit gemacht haben. Das Abenteuer hier neigt sich also unübersehbar dem Ende zu. Es ist unglaublich wie verdammt schnell knapp zwei Jahre vergehen, wenn man täglich neues erlebt, neue Menschen kennenlernt und vor allem eine gute Zeit hat. Noch genau eine Woche ist es heute bis zum Rückflug in die Schweiz und ich bin noch hin- und hergerissen zwischen Vorfreude auf Zuhause, auf die Familie und die Freunde, welche dort warten und auf den anderen Seiten dem Gedanken das alles hier bald zu verlassen, vor allem all die mitlerweile guten Freunden aus aller Welt.

 

Über  600 Tagen ist es jetzt her, seit ich hier den ersten Artikel über meine Ankunft in dieser Mollochstadt mit 25 Millionen Einwohner geschrieben habe und darüber wie fremd und ungewohnt vieles ist und wie schwierig es wohl werden wird, sich in dieser fremden Kultur in der kaum einer Englisch spricht und in einem Land in dem man kein einziges Zeichen Text lesen kann zurechtzufinden. Ich hatte Bedenken, wie schnell man sich hier wohl integrieren kann und vor allem ob es überhaupt möglich ist, ein soziales Ufeld aufbauen. Am Ende war eigentlich alles ganz einfach und heute schreibe ich diesen Artikel und mir wird bewusst, wieviel seither passiert ist und wieviel sich auch verändert hat.

Ich habe hier sehr viele Leute kennengelernt, von denen einige zu richtig guten Freunden wurden und man bewegt sich mitlerweile ganz selbstverstädlich in dieser Mega-Stadt. Einer der ersten Artikel in diesem Blog war über die rücksichtslosen und halsbrecherisch rasenden Taxifahrer. Ich war damals noch schockiert über den Fahrstil, die Tatsache dass man sich nicht anschnallen kann, selbst wenn man will und die undfreundliche Art der meisten Fahrer. Heute gehören sie zu meinem Alltag, bringen mich jeden Tag zur Arbeit und nach Hause und sind gar nicht mehr so abschrecken und ich kann ihnen meistens sogar sagen wo ich hin will ohne ihnen die SmartShanghai-App unter die Nase halten zu müssen wie zu beginn als man noch kein Wort Chinesisch konnte. Dann erinner ich mich noch gut an die ersten Einkäufe hier in den chinesischen Supermärkten. Von den Verpackungen konnte man nicht sagen ob sich darin jetzt Müsli oder Katzenstreu befindet und das meiste was im Regal lecker aussah und es mit nach Hause schaffte war nach dem Auspacken einfach nur widerlich. Ich kann zwar auch heute noch nicht behaupten dass ich jemals die chinesische Küche der italienischen vorziehen werde, aber es gibt doch einiges, was ich vermissen werde. Die Dumplins zum Beispiel oder das sagenhaft gute Lemon Chicken bei unserem Stammchinesen “The Grape”. Ganz sicher auch vermissen werde ich die Massagen für 15 Euro und den Friseurbesuch für 7 Euro, oder den Reinigungsservice im Haus, der ganze Säcke voll Wäsche für gerade mal 20 Euro nicht nur säuberlich bügelt und faltet sondern sogar einzeln in Plastikfolie einschweisst. Und natürlich noch vieles mehr, so zum Beispiel das Gym und den Pool im Haus, Sherpas, der der Lieferservice bei dem man aus jedem beliebigen Restaurant online sein Essen wählen kann und es dann nach Hause geliefert bekommt, auch “Element Fresh”, das westliche Restaurant mit dem gesundem Essen und genialem Früstück direkt unter unserem Haus, welches zum Stammlokal unserer Clique wurde. Dann selbstverständlich die unzähligen und wirklich guten Clubs, die Bar-Flatrates mit drin-as-much-as-you-can für umgerechnet 10 Euro , den Mc Donalds home delivery service, die spontanten Städtetrips nach Toyko, Hong Kong, Peking, Xiamen, Guiling und wie sie alle heissen und natürlich die vielen, netten Besucher aus Deutschland, der Schweiz und wo sie überall herkamen und das Leben hier so abwechslungsreich gemacht haben.  Ich könnte die Liste mit Dingen die mir hier fehlen werden noch lange fortführen aber es gibt auch einiges was ich defnitiv nicht vermissen werde und warum ich mich auf zuhause freue. Als erstes freue ich mich  natürlich auf meine Familie die ich über die letzten Jahre nur jeweils tageweise gesehen habe und auch die Freunde in Europa.

 

Definitiv nicht vermissen  werde ich hingegen die wirklich katastrophal schlechte, verpestete, Shanghaier Luft, die wirklich immer und überall hinrotzenden Chinesen, allgemein diese unglaublichen Menschenmassen, die einfach überall sind und denen man kaum entkommen kann. Zudem nicht fehlen werden mir die oft minderwertigen oder gepunchten Lebensmittel, diese unglaubliche Naturverschmutzung und Resourcenverschwendung die man hier täglich vor Augen hat, das permanente Verkehrschaos und den ständigen Lärm und ca. 99% der Lebensmittel hier. Chicken feet, Duck Tongue, Bullfrog und Fischkopfsuppe werden einfach nie mein Geschmack werden und ich kann gerne wieder darauf verzichten.

 

Noch nicht ganz sicher bin ich mir hingegen, inwiefern mir die Chinesen an sich fehlen werden  – doch vermutlich kann und sollte man das so pauschal auch gar nicht beantworten. Wir haben hier unglaublich nette Chinesen kennengelernt, die über die Zeit wirklich gute Freunde wurden und mir sehr ans Herz gewachsen sind. Von ihnen habe ich viel über die chinesische Kultur, das Denken der Menschen, die Gründe warum sie gewisse Situationen so meistern wie sie es eben tun aber auch über die Anschauungen zum Eigenen Land und der Regierung hier gelernt. Und sie haben mein eigenes Bild von China durchaus sehr verändert und bereichert. Auch viele der Kollegen im Büro schätze ich sehr und von ihrer oft pragmatischen Macher-Menthalität und dem eiserenen Willen weiterzukommen und Ziele zu erreichen können wir sicher noch viel von ihnen lernen. Andererseits nervt die ständige Competition, egal ob es um Einsteigen in die Ubahn, um das Anstehen in einer Schlange oder bei was auh immer ist. Egal was man tut, es sind tausende andere da die das gleiche tun und sich wenns irgendwie geht vordrängeln. Ausserdem freue ich mich auf Menschen die beim Essen nicht Schmatzen, keine Fischgräten auf den Teller spucken, nicht im Aufzug rauchen und sich mehr als einmal in der Woche duschen.

Noch fällt der Vorhang nicht ganz hier. Die letzte Woche hat begonnen und es stehen noch einige Abschiedsessen und “Das letzte Mal…..”-To-Dos auf dem Programm – und ich werde es geniessen.

 

Anbei noch ein paar Bilder von der Abschiedsparty und den Freunden hier.

 

Ausgehen

8 Feb
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Showeinlagen gehören in Chinesischen Clubs die etwas auf sich halten zum Abendprogramm

Showeinlagen gehören in Chinesischen Clubs die etwas auf sich halten zum Abendprogramm

Wenn man die kulturellen Unterschiede zwischen China und dem Westen in einem Bereich besonders gut sieht, dann vermutlich in der Art und Weise wie die beiden Gruppen feiern gehen und wie sie ihre Wochenendabende gestalten. Wie das bei den Westler geht brauche ich hier ja vermutlich nicht zu erklären: Man macht sich etwas chick, trifft ein paar Freunde in einem Restaurant oder einer Bar, trinkt dort zusammen ein paar Bier oder Cocktails, unterhält sich über Gott und die Welt oder die nicht anwesenden Freunde. Dann geht man weiter in einen Club, wo die Männer dann doof in der Ecke herumstehen und Bier trinken, nach dem Motto; “Männer, die tanzen haben eh nur zu wenig Geld um zu trinken” während die Frauen sich auf der Tanzfläche vergnügen und lassen sich von den Männern in der Ecke anstarren lassen. Das dürfte soweit bekannt sein.

In China hingegen ist es erst einmal schon gar nicht sonderlich verbreitet überhapt in Bars und Clubs zu gehen. Natrürlich gibt es Clubs und in Shanghai und anderen grossen Stätden und die sind mitunter moderner, grösser und trendiger als viele der Tanzlokale in Europa. Und natürlich sind da auch Chinesen drin. Ganz schön viele sogar. Aber es gibt eben auch überall ganz schön viele Chinesen und die, welche in den Clubs abtanzen sind eben eher die Minderheit. Nicht selten handelt es sich bei den Bar- und Clubchinesen übrigens um die Kosmopliten, welche mal eine Weile im Ausland gelebt haben, oder die ausländische Freunde haben, oder eben besonders cool und westlich sein wollen oder Westler kennenlernen möchten. Letzteres ist übrigens bei den Chinesinnen nicht selten der Fall, da westliche Männer per se als reich gelten. Der ganze, grosse Rest der jungen Leute ist hingegen meist nicht in den verrauchten Clubs zu finden. Die sitzen entweder mit Freunden in einer kleinen Kabine im sogeanannten “KTV”, also einem Karaokeladen oder Zuhause und chatten, spielen Karten oder schauen DVD. Das ist kein Witz. Ich habe hier schon mehrere Leute kennengelernt, manche davon bereits 30 und drüber, die noch nie in ihrem Leben in einer Bar waren. Von einem Club ganz zu schweigen. In vielen chinesischen Familien sind solche Spasshöllen verpönt und es gehört sich schlicht nicht, sich dort die Abende um die Ohren zu schlagen.

Da soll jetzt mal wieder einer die chinesische Logik verstehen! Wo liegt denn da der Unterschied zwischen einem verrauchten, lauten, dunklen Kämmerchen in einem Karaokeladen, in dem sich junge Leute literweise Alkohol in den Kiefer kippen und dabei lautstark in ein Mikrofon grölen und einem Club in dem im Endeffekt genau dasselbe passiert? Aber so ist es halt. Auch ich war übrigens ein paar mal in solchen KTVs. Das ist hier ne ganz grosse Sache und vom 16 Jährigen bis zum General Manager von internationalen Weltkonzernen ist hier jedes Publikum zu finden. KTV ist Kulturgut. Man geht dort meist mit ein paar Freunden hin, übrigens auch gerne mal an einem Sonntag Vormittag und mietet einen der unzähligen Räume welche wiederum eher kleine Hotelzimmer ohne Bett, dafür aber mit einem schmuddeligen Ledersofa sind. Dann sitzt man da mit seinen Kumpels auf dieser speckigen Ledercouch, welche eher an einen Stripclub erinnert und bestellt massenhaft Alkohol und Früchte und trinkt und raucht und singt bis man eben nicht mehr kann. Und je länger der Aufenthalt geht, desto lauter und schräger singt man. Der Vorteil dieser kleinen Kabinen ist, dass man eine gewisse Privatsphäre darin hat. Das heisst Fremde sehen einem nicht, sie hören einem maximal. Das ist wiederum besonders praktisch für die zahlreichen jungen Päärchen, welche hier üblicherweise lange  zuhause bei ihren Eltern wohnen wohin sie ihren Partner vor der Hochzeit nicht bringen können. Ob die in den Kabinen nur singen wage ich zu bezweifeln. Vielleicht ist das KTV ja auch darum spannender für die Chinesen als der Club. Es gibt übrigens zwei Arten von KTV. Die eine ist die oben beschriebene, in denen sich die Jugend oder Geschäftsleute treffen. Die andere Sorte ist den Männern vorbehalten. Wie man die beiden voneinander unterscheidet, weiss ich nicht, aber so wurde es mir erklärt. In die Männervariante geht man(n) logierscherweise ohne Frauen. Diese gibts dann dafür vor Ort im Eingangsbereich zur Auswahl und der Gast entscheidet einfach, welche mit in die Kabine sollen. Und naja dann singt man eben mit ihnen und trinkt und lässt sich von Ihnen mit Früchten füttern und ich gehe davon aus dass der Fantasie da keine Grenzen gesetzt sind.

Wer von seinen Chinseischen Kollegen zu einem KTV-Besuch eingeladen wird sollte die übrigens unbedingt annehmen. KTV-Abende gelten hier als Team-Building-Massnahme und wer an einem Geschäftsabschluss interessiert ist, der erhöht seine Chancen auf Erfolg im Laufe eines solchen Abends und nach 10 Litern warmem Reisschnaps gewaltig. Noch eine Warnung: Chinesen sind extrem gute Sänger. Alle! Das ist ja auch kein Wunder wenn man quasi im Karaokeladen aufwächst. Kein Scherz, die meisten Chinesen nehmen das Gesinge mitunter bierernst und üben sogar zuhause. Wer hier also meint er kann mit einem schräg geträllerten “Marmor, Stein und Eisen bricht” einen beeindrucken, der wird meist überrascht.

Miss-Wahlen sind eine Art von Club-Entertainment, aber auch männliche Pole-Dancer im Tütü, Lady Gaga Kopien und Tanzgruppen in Gemüsekostümen sind durchaus normal

Miss-Wahlen sind eine Art von Club-Entertainment, aber auch männliche Pole-Dancer im Tütü, Lady Gaga Kopien und Tanzgruppen in Gemüsekostümen sind durchaus normal

Nun aber zum Club. Wie schon gesagt, natürlich gibt es hier Discos und natürlich gehen da auch immer mehr junge Chinesen hin. Nur eben noch lange nicht die Mehrheit. Discos in China sind anders aufgebaut, als die Grossraumdiscotheken bei uns. Meist gibt es neben der Tanzfläche, welche gewöhnlich sehr klein ausfällt keinen Platz um herumzustehen. Also vorsicht,  normalerweise in der Ecke stehenden Männer. Stattdessen ist der ganze Raum komplett voll mit Tischen und Couchecken. Diese  kann man, beziehungsweise wenn man nicht blöd in den Gängen stehen und ständig von den Kellner rumgeschubst werden will, muss man mieten. Und der Spass ist nicht gerade billig. Für eine gute, sprich repräsentative Couchecke in Tanzflächennähe und mit gutem Blick auf die weibliche Kundschaft werden schnell mehrere hundert Euro fällig. Ernsthaft. Dafür sind Getränke, Fruchtplatten und kleinere Snacks, sowie ein eigener Kellner der ständig am Tisch steht und die Gläser auffült, einem Feuer gibt und die Gäste aufs Klo begleitet (dazu später mehr), dann meist inklusive. Die Dekoration der meisten Clubs würden wir Westler wohl im besten Fall als pompös, üppig, ausgefallen beschreiben. Kitschig und übertrieben trifft es in meinen Augen meist besser. Goldene, ausladende Kronleuchter, überall Spiegel, Wandgemälde, Samtvorhänge, reichhaltige Goldverzierungen und Kristalltische sind total angesagt und gelten als chic.

Getrunken wird hier übrigens auch. Allerdings sind auch hier die kulturlellen Unterschiede allgegenwärtig. Während bei uns Bier und Mixgetränke aus Vodka und Softdrinks ganz gross sind, sind solche Billigmischungen bei Chinesen, die was auf sich halten verpönt. Stattdessen wird Whiskey und Champagner flaschenweise bestellt. Geliefert werden diese dann gerne mit kleinen Feuerwerken und Wunderkerzen versehen, damit das anwesende Publikum auch sieht, wer hier gerade eine 150 Euro Flasche Moet Chandon auf den Kopf haut. Während der Champagner pur getrunken wird, mischt man den Whiskey üblicherweie meist mit kaltem, grünen Tee. Das hört sich eklig an und das ist auch eklig. Und ich kann euch auch sagen: Das fühlt sich vor allem spätestens nach dem dritten Glas auch verdammt eklig an. Vom nächsten morgen ganz zu schweigen. Hier ist das Zeug aber allseits beliebt und getrunken wird es nicht wie bei uns einfach so nebenher, sondern man schiesst sich damit kontrolliert und gezielt ab. Dazu liegen in jeder Bar und in jedem Club pro Tisch mehrere Würfelbecher bereit, mit denen dann den ganzen Abend oder eben so lange bis man nicht mehr kann, die unterschiedlichsten Trinkspielchen gespielt werden. Einige Varianten gehen so ähnlich wie das uns bekannte “Mäxle”, andere habe ich bis heute nicht verstanden. Das sit aber eigentlich auch nicht wichtig, denn das Ziel ist immer dasselbe: Wer verliert, der trinkt. Und zwar auf Ex, also das ganze Glas auf einmal. Das nennt sich dann “Ganbei”, was so viel bedeutet wie Kopf in den Nacken und weg damit. Und das geht so den ganzen Abend. Getanzt wird auch, aber üblicherweise eher von den Ausländern und wenn die Chinesen tanzen, dann ist das meist ein lustiger Anblick. Vielen Chinesen scheint jegliches Taktgefühl völlig zu fehlen und so bewegen sie sich meist recht steif in einem Rythmus, welcher mit dem der Musik rein gar nichts zu tun hat. Auch gern gesehen und vor allem bei den weiblichen Tänzern verbreitet sind einstudierte, kleine Choreographien, die aus Muskvideos abgeschaut werden und recht amüsant ausschauen, wenn sie mit der entsprechenden Steife ausgeführt werden. Ansonsten bleibt man aber lieber unter sich und so mischen sich die Coucheckengruppen kaum und wenn dann nur nach gehörigem Alkoholkonsum. Die Chinesen sind von Natur aus eher Zurückhaltend und fremde Leute spricht man nicht einfach an. Das erklärt übrigens auch, warum die meisten Päärchen hier sich über die Familie, gemeinsame Freunde oder in der Schule kennenlernen. Es gibt jedoch eine Aunahme zur Tradition dass man unter sich bleibt. Nämlich wenn Frauenmangel am Tisch herrscht. Und das ist bei rund 60% Männern in China (der one-child-Politik und jahrelanger, gezielter Abreibung von Töchtern sei dank) öfters der Fall als man denkt. In diesem Fall wird die Anzahl der Flaschen-mit-Feuerwerk-Bestellungen einfach erhöht und wenn Damen im Club sehen, wer sich solch teure Getränke leisten kann, dann finden sie sich auch bald am Tisch mit den einsamen Männerherzen ein.

Unbedingt zu einem Chinesischen Club gehören auch die Showeinlagen. Eigentlich sind die viel wichtiger als die Tanzfläche, beziehungsweise die Tanzfläche ist für die Showeinlagen da. Von unter einer laufenden Dusche lasziv tanzenden und spärlich bekleideten Frauen über tanzende Männer in Karrotten-, Kürbis- und Selleriekostümen bis hin zu, männlichen Pole-Dancer im Tütü,  einer in ganz Shanghai ständig auftretenden, deutlich übergewichtigen Kopie von Lady Gaga und peinlichen Miss- und Traumpaarwahlen mit kindlichen Spielchen  habe ich hier schon alles gesehen.
Ebenfalls sehr verbreitet sind Mottoabende. Zu diesen wird dann der ganze Club aufwändig in eine Raumstation, ein Disneyland oder eine Eisstadt umdekoriert und auch die Mitarbeiter werden entsprechend eingekleidet. Dann bekommt man sein Bier eben von Winnie de Pooh oder Donald Duck oder einem Darth Wader Verschnitt serviert. Die Chinesen scheinen diese Faschingsanflüge zu lieben und so ist die Stimmung an solchen Abenden meist erst recht ausgelassen und es wird noch mehr gewürfelt.

Knock-Out. Die Mischung aus Whiskey-Grüntee und Würfel-Trinkspielen sorgen dafür, dass bereits kurz nach Mitternacht ein Grossteil des Publikums im Delirium liegt.

Knock-Out. Die Mischung aus Whiskey-Grüntee und Würfel-Trinkspielen sorgen dafür, dass bereits kurz nach Mitternacht ein Grossteil des Publikums im Delirium liegt.

Jetzt komme ich zum unapetittlichen Teil. Aber ohne diesen wäre die Schilderung einfach nicht komplett. Wie schon erwähnt, und darin unterscheiden sich die Chinesen und Westler ausnahmsweise nicht, wird in diesen Clubs vor allem eines getan: Gesoffen bis das Licht ausgeht. Und wie gesagt passiert das hier durchaus effizienter als bei uns mit den harten Waffen wie Whiskey und Cognac, was die Zeit bis zum ersten Knock-Out deutlich verkürzt. Jetzt ist es natürlich blöd, wenn man sich für 500 Euro eine Couchecke inklusive Getränke mietet und dann um halb Elf nach vier Würfelrunden schon kopfüber in der Toilette hängt und sich danach von seinen Freunden nach Hause schleppen lassen muss. Das lohnt sich auch für einen Chinesen nicht. Und darum gibt es hier Kotzhelfer. Ich weiss, das glaubt mir jetzt keiner, aber ganz im Ernst,  ich mache keinen Witz! Hat beim Würfelspiel ein Gast mit einer der gehobenen Couchecken ein paar mal zuviel verloren und Whiskey-Grüntee auf “Ganbei” trinken müssen und wird er langsam grün im Gesicht, dann kommt der private Kellner und schleppt den Trunkenbold in die Toilette. Dort wird er übergeben an den Kotzhelfer. Dieser führt den Besoffenen an eine extra zu diesem Zweck an die Wand installierten Kotzbecken. Das ist so ne Art Waschbecken auf Bauchhöhe mit zwei robusten Griffen zum Festhalten links und rechts und einem extra grossmaschigen Auslasssieb im Abfluss. Da klammert sich der Gast dann fest und übergibt sich. Und weil das nicht angenehm ist wird er dabei vom Kotzhelfer unterstützt, indem ihm dieser beim auswerfen mit einer Hand auf den Bauch drückt und mit der anderen den Rücken streichelt. Sie werden mir das nicht glauben, ich weiss, aber ich schwöre – es ist wahr. Ich habe es selbst gesehen. Mehrfach. Ist der Gast dann erleichtert und der Alkohol draussen gehts zurück in die Couchecke und natürlich wird dann weitergewürfelt. Und wer das nicht mehr schafft, der liegt eben in der Couch, mit nach hinten überstrecktem Kopf und schläft. Das ist kein seltener Anblick. Ich würde mal behaupten nach Mitternacht schlafen gut zwanzig bis dreissig Prozent der Gäste friedlich vor sich hin. Wie die das machen verstehe ich bis heute nicht, denn im Gegensatz zu Europa gibt es hier in den Clubs keine Lautstärkebegrenzungen. Die Musik ist üblicherweise so laut, dass es in den Ohren schmerz und der Bass einem das einatmen erschwert. Ausserdem gibt es hier natürlich auch kein Rauchverbot und da so gut wie alle jungen Chinesen (vor allem die männlichen) rauchen, sieht man oft keine 10 Meter weit.

In den Clubs in denen vor allem Chinesen hingehen ist dann entsprechend auch verhältnismässig früh Feierabend. Üblicherweise sind spätestens um halb zwei Uhr morgens alle anwesenden so dicht und haben zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens einmal die Dienste des Kotzhelfers in Anspruch genommen, dass die Party kurz darauf vorbei ist.

 

Stellen sie sich vor, sie sitzen gemütlich am Strand. Im weissen Sand, von mir aus unter Palmen, barfuss und Sie geniessen die Ruhe und den Ausblick aufs ruhige Meer. Und auf einmal hören sie neben sich dieses Geräusch. Das geht ungefähr so: “Kkkchhrrrr – Tschh”. Sie schauen sich um und im gleichen Moment landet ein dicker, fetter gelb-grüner Rotzbrocken direkt neben ihnen im Sand. Oder im Gras im Park, oder auf dem Boden in der Ubahnstation oder… denken sie sich was aus. Eklig, nicht wahr? Das gibts nicht? Das denken Sie! Die Chinesen spucken. Das ist kein Vorurteil, das ist Fakt. Und ich muss es wissen, immerhin wohne ich ja lange genug mit ihnen zusammen. Sie spucken aber nicht nur, sie rotzen förmlich, sie ziehen den ekelhaften Schleim von ganz weit hinten oder unten oder wo auch immer  zusammen und schleudern ihn dann lautstark zu Boden. Und dabei gibt es keine Tabus – was raus muss, das muss eben raus und wenn das halt gerade im Taxi der Fall ist, dann macht man eben die Scheibe runter und raus damit auf die Strasse (im besten Fall). Oder eben am Strand in den Sand oder in geschlossenen Räumen in den Mülleimer oder auf den Boden. Und wenn es im Grossraumbüro ist und sich da das Fenster nicht öffnen lässt, dann eben in den nächsten Blumenkübel. Das ist kein Scherz! Ich habe es selbst erlebt. Mehrfach.

Ich bin jetzt bald zwei Jahre hier und an vieles habe ich ich gewöhnt. Die auf die Strasse pinkelnden Kinder stören mich nicht mehr, die Knochen im Fleisch sind mitlerweile ok und auch das ewige Vorgedränge überall und das Schmatzen beim Essen, das ist alles ok und gehört dazu. Das ist eben ne andere Kultur, da muss man sich auch mal anpassen, schliesslich ist man ja der Gast und eventuell finden die Chinesen ja auch nicht alles super was wir Westler so machen. Aber dieses Gerotze, das geht einfach nach wie vor gar nicht. Das ekelt einem vermutlich auch nach zehn Jahren noch an und ich kann auch absolut nicht verstehen, dass es die Chinesen untereinander nicht stört. Ich meine das ist doch nicht nur von der Geräuschkulisse total eklig, das ist doch auch extrem unhygienisch, wenn so ein Bakterienschleimklumpen auf dem Boden liegt und im Sommer die nächsten 100 Leute mit Flip Flops die hier ja alle tragen durchlaufen.

Und ausserdem verstehe ich auch den Beweggrund hinter dieser ständigen Spuckerei nicht. Es gibt ja Theorien, die behaupten dass die Chinesen wegen ihren flachen Gesichter und Nasen engere Stirn- und Nebenhölen haben und darum ständig den Rotz hochziehen und ausspucken müssen. Wenn man mich fragt ist das völliger Humbug. Denn zum einen wären dann auch westliche Kinder und Japaner ständig verschnoddert und müssten überall hinspucken, was sie nicht tun und zum anderen könnte man selbst dann einfach ein Taschentuch verwenden oder das ganze auf dem Klo machen. Zweiters ist ja sowieso schon der Fall: Für die Frauen kann ich das nicht beurteilen, aber chinesische Männer können sich nicht an ein Pissoir stellen, pinkeln und wieder gehen. Das geht nicht, dann ist der Akt vermutlich nicht komplett. Es muss zumeist noch vor dem Wasserlass mal ordentlich hochgezoge und dann mit viel Elan lautstark ins Becken gespuckt werden. Einfach ekelhaft. Wobei es im Pissoir ja noch einigermassen geht, da wasch ich ja danach nicht meine Hände drin. Aber wer nur dringen abrotzen muss, aber sonst gerade kein Geschäft zu erledigen hat, der entledigt sich halt ins Waschbecken – darein wo der nächste gegebenenfalls seine Hände wäscht oder noch schöner seine Zähne putzt.

Sehr schön kann man das Spektakel übrigens in den Flughafentoiletten beobachten. Irgendwie hat sich dann doch durchgesetzt, dass in Flugzeugen nicht mehr auf den Boden gespuckt wird, was ich persönlich ja ganz angenehm finde. Für die meisten Chinesen ist das aber vermutlich wie für den Raucher, der während des Fluges nicht rauchen darf und daher schon ganz zittrig darauf wartet, dass er endlich aussteigen und in die nächste Raucherkabine am Flughafen stürmen darf um seine Sucht zu befriedigen. So ähnlich muss das für den Rotzer sein, nur dass für ihn die Raucherkabine das nächste Flughafenklo ist. Wer sich hier einfach mal hinstellt und beobachtet, der sieht einen Chinesen nach dem anderen reinkommen, sich vor dem Pissoir aufbauen, ordentlich aus allen Höhlen und öffnungen lautstark alles hoch- und runterziehen und dann genüsslich ins Email schleudern. Manche habens dabei ganz dringend, die ziehen schon gar nicht mehr hoch, wenn sie kommen sondern haben den ganzen Schnodder schon im Mund und spucken ihn dann nur noch aus.

Das hört sich jetzt ein bisschen so an, als ob die ganze Rotzerei und Spuckerei ein männliches Phänomen ist. Das ist aber nicht der Fall! Auch Frauen tun es. Und zwar ganz öffentlich. So zum Bespiel eine unserer Ayi`s. Ayi`s, das sind Haushälterinnen und jeder Westler der was auf sich hält hat so eine. Zum Saubermachen, oder Kochen oder Einkaufen oder was auch immer. Wir haben welche, die hier Putzen. Das heisst eigentlich sollten sie putzen, seit ich jedoch mehrfach beobachtet habe, wie die eine Ayi erst das Klo putzt und dann ganz genüsslich und von tief unten kräftig reinrotzt, weiss ich nicht ob der Begriff putzen hier überhaupt noch passt. Aber sie ist keine Ausnahme, vor allem bei den etwas einfacheren Leuten sieht man das Rotzphänomen auch oft bei Frauen. Die spucken dann direkt vor einem in den Mülleimer oder auf die Strasse wie wenn das das natürlichste der Welt ist. Ist es hier ja im Grunde auch, denn warum sollte jemand damit aufhören, wenn es keinen stört und das tut es hier ja offensichtlich keinen. Zumindest an den meisten Orten nicht. Interessant ist jedoch, dass währen der EXPO in Shanghai im Jahr 2010 die Regierung eine gross angelegte Benimm-Kampagne gestartet hat um das eigene Volk vor den ausländischen Besuchern etwas situierter  zu präsentieren. Da wurden dann überall “no spitting”, also “nicht spucken” Schilder aufgehängt. Gebracht hat das zumindest langfristig nichts, denn mittlerweile wird wieder überall gespuckt, was das Zeug hält.

Besonders schön ist das ganze übrigens im Winter. Nicht nur, dass da mehr Chinesen erkältet sind und damit vermehren Hochzieh-und-ausspuck-bedarf haben, sondern da bleibt das Zeug nicht nur liegen sondern friert auch noch ein. An Orten wo sich viele Menschen Aufhalten, gut das ist in China quasi überall, aber ich meine jetzt besonders gehäuft, also zum Beispiel an Taxiständen oder an Bushaltestellen oder wo viele Menschen rauchen, da sammeln sich dann ganze Schwärme dieser festgefrorenen Rotzflecken auf dem kalten Asphalt. Das ist nicht nur nicht schön anzusehen und drüberzulaufen, das ist vor allem auch saugefährlich, denn die Flächen werden natürlich rutschig und es möchte sich vermutlich keiner ausmalen, auf dem Auswurf fremder Leute auszurutschen und vor allem zu landen.

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Zielgerade

3 Feb
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Wir sind in China ja immer ein bisschen hinterher. Dieses Jahr genau gesagt 23 Tage. Denn hier gilt nach wie vor der Mondkalender und nachdem fing 2012 eben erst Ende Januar an. Es ist das Jahr des Drachen – des Wasserdrachen um genau zu sein. Ein gutes Jahr soll der verheissen – mit viel Erfolg und Geld, was in China eigentlich das Gleiche ist. Und ein gutes Jahr zum heiraten. Was auch wieder nicht verwundert, denn kommt Geld, kommt Heirat in China. Gegenüber dem eher laschen Hasen, der letztes Jahr regiert hat soll der Drachen es dieses Jahr richtig krachen lassen. Schauen wir mal, wie das mit den Weltwirtschaftsprognosen zusammengeht. Das mit den Sternzeitjahren funktioniert übrigens so: Es gibt 10 sogenannte “Himmelsstämme” (oder Elemente) wie zum Beispiel Feuer, Wasser, Metall und so weiter und 12 “Erdzweige” oder einfacher gesagt Tiere, also Hase, Pferd, Ratte und eben den Drachen und so weiter. Jedes Element kann mit jedem Tier kombiniert werden und wer in Mathematik damals beim Thema Faktor aufgepasst hat, der weiss, dass somit 60 Kombinationen möglich sind. Bedeutet also, dass jede Paarung aus Tier und Element (also zum Beispiel Wasser und Drache wie dieses Jahr) nur alle 60 Jahre und somit für die meisten Menschen nur einmal pro Leben vorkommt (zumindest bewusst).

Am Ende verheisst natürlich jede Kombination mehr oder weniger was gutes, so ähnlich wie es auch mit Horoskopen auch ist. Macht ja auch Sinn, denn wer will schon am Anfang des Jahres feststellen müssen; “Oh Mist, das Jahr der Metall-Ratte, das wird ja ganz ein übles Jahr, hoffen wir, dass es schnell vorbei geht. Das wäre ja blöd. Da haben sich die alten Chinesen schon was bei gedacht und so ist halt jede Kombination für was anderes besonders gut. Die eine um ein Haus zu bauen, die andere um ein Kind zu bekommen oder sich scheiden zu lassen, oder ein Auto zu kaufen oder was weiss ich. Das ganze mag sich ja für uns Westler recht eigentümlich und etwas ulkig anhören, für die Menschen hier bedeuten diese Symbole jedoch viel und manch einer richtet seine Hochzeit, seine Geschäftseröffnung oder den Einbau seiner Fertigküche durchaus nach den Sternzeichen.

Für mich wird das Jahr des Wasserdrachen relativ kurz, denn meine Tage im Reich der Mitte sind langsam aber sicher gezählt. Ende März geht es zurück nach Europa und ich möchte noch gar nicht an die Abreise denken. Die verbleibenden Tage sind also noch sinnvoll zu nutzen und ein Ziel ist die noch weissen Flecken auf der Asienlandkarte zu füllen. Gerade komme ich von Vietnam zurück. Alle Westler fliehen über “Chinese New Year” wenn irgendwie möglich aus China. Das liegt einerseits daran, dann in dieser Woche ALLE, also sprich rund eineinhalb Milliarden Chinesen unterwegs sind und Flüge, Züge, Hotels restlos überfüllt und zum anderen ist auch in Shanghai winter und mit fehlender Heizung und Isolation gibt es keinen Grund die Feiertage in der Wohnung zu verbringen. Vietnam ist da klimatisch besser dran und so ging es in einer kleinen Rundreise nach Hanoi und von da weiter in den Süden an den Strand bei Nha Trang. Schönes Land, freundliche Leute, gutes Essen – kurz zusammengefasst. Ach ja und Chinese New Year feiern sie da unten auch. Das heisst da Tet und es wird auch geböllert, aber eher zivilisiert mit einem schönen Feuerwerk wie bei uns und nicht wochenlang und vor allem nur Laut wie in China. Und Kuchen wird gebacken. Der sogenannte Tet-Kuchen. Das ist ne seltsam anmutende Pampe aus Reis und Früchten in Bananenblättern, die unglaublich lange gegaart wird. Probiert habe ich es nicht.

Da auch dieser Blog mit Ende des Aufenthalts sein Ende finden wird, viele Themen aber noch nicht behandelt wurden, wird sich der Style ein bisschen ändern. Die nächsten Einträge werden mehr eine Gebrauchswanweisung für Westler sein, die nach China kommen. Mitlerweile glaube ich da einen ganz gutes Insiderwissen aufgebaut zu haben und vielleicht interessierts ja den einen oder anderen, der in Zukunft hierher kommen wird.

Happy new year

31 Dez
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Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man viel erlebt. 2011 war das vermutlich kürzeste Jahr in meinem bisherigen Leben mit extrem vielen Erlebnissen. Zum einen ging unser Monsterprojekt hier erfolgreich live, zum anderen sind wir sehr viel gereist und auch sonst hatte dieses Jahr einiges zu bieten: Wir waren in Harbin im äussersten Norden, in Malaysia, auf den Philippinen, mehrmals in Hong Kong, in Guilin, Tsingdao, Peking, Kashgar in Westchina und auf Xiamen, dem bisher schönsten Ort in ganz China in meinen Augen.

Ausserdem haben über 20 Besucher aus aller Welt unser Gästezimmer belebt und unseren Alltag hier bereichert, ich bin im A380 Cockpit gefogen und ein persönliches Highlight zum Jahresende war natürlich der absolvierte Shanghai Halbmarathon, der durch das Training über das letzte halbe Jahr dieses 2011 erheblich mitbestimmt hat und dazu führte, dass meine Anzughosen endlich wieder passten (was jetzt nach den Weihnachtstagen bereits wieder nicht der Fall ist und darum ist das Ziel für 2012 ein ganzer Marathon – wer noch mit einsteigen will ist herzlich willkommen).

Gerade komme ich aus der Schweiz zurück, wo ich wie jedes Jahr traditionell die Winter- und Pistensaison mit vielen netten Freunden eröffnet und anschliessend Weihnachten mit meiner Familie in den verschneiten Bergen gefeiert habe. Es ist doch jedes mal wieder erstaunlich, wie sehr man die ruhe, das Fehlen der spuckenden, rülpsenden und drängelnden Chinesen, die frische Luft, das gute Essen, das trinkbare Hahnenwasser und vernünftig isolierte Räume mit echten Heizungen auf einmal wieder zu schätzen weiss, wenn man es nicht jeden Tag hat.

Nun sind wir zurück im heute über 10 Grad warmen Shanghai und werden Silvester heute mit einer Houseparty und später am Bund, der Uferpromenade Shanghais, mit Live-Musik, Lasershow und Feuerwerk begehen. Dafür, dass die Chinesen weder unser Weihnachten, noch das westliche Neujahr in ihrer Kultur verankert haben, wird beides hier ganz gross gefeiert. Das gilt übrigens auch für alle möglichen, anderen Feste weltweit. So sind auch Thanksgiving und Halloween hier ganz gross, obwohl das Land keinerlei historischen Bezug dazu hat. Es geht aber auch gar nicht um die Tradition: Hier wird einfach jede Möglichkeit genutzt, ein Ereignis kommerziell zu vermarkten und so wechseln die Dekorationen in den Kaufhäusern und Strassen schneller von Weihnachtsengel zu Chinese New-Year Figuren und zu Osterhasen als man schauen kann. Die eigentlichen Ursprünge der westlichen Feiertage kennt hier keiner und so etwas wie Besinnlichkeit und Ruhe in diesen Tagen auch nicht. Weihnachten ist ein ganz normaler Arbeitstag. Das westliche Silvester hingegen wird obwohl das chinesische Jahr erst in rund einem Monat endet dann doch auch gefeiert, was uns zwei Feiertage und ein paar gute Parties einbringt.

2011 war ein sehr erfolgreiches, abwechslungsreiches und spannendes Jahr, mit vielen neuen und guten Freunden, vielen Eindrücken und Erlebnissen. Wir werden sehen, was 2012 bring. Euch allen und eueren Familien ein gutes, glückliches, erfüllendes und gesundes neues Jahr und vielen Dank fürs treue Mitlesen von diesem Blog und die zahlreichen Emails und Kommentare.

Von 0 auf 21

4 Dez
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Am Ziel: Nach unzähligen Stunden auf dem Laufband und der Tartanbahn und 21km auf der Strasse.

Am Ziel: Nach unzähligen Stunden auf dem Laufband und der Tartanbahn und 21km auf der Strasse.

Das Leben in Shanghai ist keine Kur – soviel ist gewiss. Hektisches Leben, kaum Natur, schlechte Luft- und Wasserqualität sind nicht gerade ein anti-aging Programm für den Körper. Kommen dann noch Stress im Job, exzessive Nächte in der mächtigen shanghaier Nachtszene und extrem gutes Essen in den zahlreichen, weltklasse Restaurants dazu sind ein schwabbelig-, überwichtiger Körper und tiefe Augenrige vorprogrammiert. Nachdem auch meine Anzughosen nach einem guten Jahr hier zunehmend enger wurden und die Motivation für Sport aufgrund Mangel an Freihimmelangeboten auf einem Tiefpunkt angelangte galt es Massnahmen zu ergreifen. Mit einem Kollegen entschied ich bei einem fettigen Mittagessen vor dem Computer, dass wir was tun müssen. Einen Anreiz schaffen, wieder Sport zu machen, ein Ziel setzen. Egal was. Und so kam es gerade recht, dass ich per Zufall vom Shanghai Marathon erfuhr. Ein Handschlag und der Deal war besiedelt. Wir würden im Dezember mitlaufen. Um realistisch zu bleiben und da wir beide keinerlei Läuferhistorie vorzuweisen hatten, nahmen wir uns nicht den ganzen Marathon, sondern den halben – sprich gut 21KM für den Beginn vor und das vereinbarte Ziel war “durchkommen”. Das war irgedwann im Juni 2011.

Rund 20.000 Läufer beim Aufstieg über die sprialförmige Rampe zur Nanpu Bridge

Rund 20.000 Läufer beim Aufstieg über die sprialförmige Rampe zur Nanpu Bridge

Genug Zeit zur Vorbereitung sollte also vorhanden sein und das Ziel schien nicht sonderlich herausfordernd. Dann begann das Training und schnell stellte sich heraus, dass wir die Rechnung ohne das Shanghaier Klima gemacht hatten. Unerbärmlich heisse Sommertage und Luftfeuchte weit über 90% liessen an ein Lauftraining im freien von Juni bis Oktober nicht denken und so waren es die Laufbänder in Shanghai und Changzhou, auf denen wir unsere Laufkarrieren starteten. Mindestens zweimal wöchentlich verbrachte ich fortan langweilige und vorerst frustrierende Stunden auf der Tretmühle in den stickigen Gyms – glotze während ich da vor mich hin trottete entweder auf mich selbst im Spiegel oder in den Fernseher, auf dem wahlweise Nachrichten oder Tiersendungen kamen. Die ersten Lauferfahrungen waren frustrierend: Obwohl ich mein Leben lang immer Sport machte, vom Inlineskating, über das Biken bis hin zu Snowboarden, Hiken etc. und auch sonst einen eher aktiven Lebensstil pflege war anfangs nach 4km im Hamsterrad bei einer Geschwindigkeit von 8km/h schluss. Diese traurige vorstellung war dann zu beginn auch noch gekrönt von mehrtägigem Muskelkater und absoluter unlust, jemals in die Muckibude zurückzukehren.

Gedrängel am Start. Rund 20.000 Athleten aus 66 Nationen gingen am diesjährigen Shanghai Marathon an den Start.

Gedrängel am Start. Rund 20.000 Athleten aus 66 Nationen gingen am diesjährigen Shanghai Marathon an den Start.

Doch durchhalten war angesagt und bald stellten sich erste, wenn auch kleine Erfolge ein. Aus 4km wurden relativ schnell 6, dann 8 und schon bald über 10 und die Geschwindigkeit erhöhte sich ebenfalls langsam aber stetig. Der Muskelkater nach den Läufen verschwand und mit richtigen Laufschuhen, massenweise guter Musik auf dem Ipod und gescheitem Equipment stellte sich erste sowas wie Spass am Laufen, später mehr ein Drang nach Bewegung ein. Dann kam im Oktober der Herbst und ich entdeckte quasi direkt hinter unserem Compound auf dem Gelände der Shanghai University eine zwar nicht sonderliche spannende aber doch im freien gelegene Tartan-Rundbahn. Fortan lief ich nicht mehr auf der Stelle, dafür aber im Kreis. Dennoch eine deutliche Verbesserung. Dann bald das erste Tief: Von heute auf morgen bekam ich nach jedem Lauf sogenannte “Sheen Splints” – auf deutsch auch Schienbeinkantenkrankheit genannt. Das sind stechende Schmerzen an den Schienbeinseiten, welche nach dem laufen auftreten und über Wochen nicht abheilen. Dabei tun auch ausserhalb des Trainings normale Schritte und vor allem Treppen unglaublich weh – ganz zu schweigen von den Schmerzen beim Lauftraining selbst. Die einzige Abhilfe bei Sheen Splints ist eigentlich mehrere Woche Laufruhe, was bei meinem Trainingsplan leider nicht möglich war. Und so versuchte ich es mit anderen Schuhen, mit anderen Laufstilen und mit dem Meiden des Laufbands, welches meiner Meinung Ursache des Übels war. Alles half nix und so gab es nur eine Möglichkeit: Zähne zusammenbeissen und mit Schmerzen laufen. Dabei kam der 4. Dezember – der Tag des Laufes immer näher.

Läuferteam vor dem Start. Bei frischen 4 Grad war morgens um 6 Uhr 30 "Check In" für unser Team bestehend aus 4 Nationalitäten.

Läuferteam vor dem Start. Bei frischen 4 Grad war morgens um 6 Uhr 30 "Check In" für unser Team bestehend aus 4 Nationalitäten.

Eine Woche vor dem Termin dann Generalprobe. Mitlerweile auch mit Puls- und GPS-Uhr ausgestattet zog ich über 18km meine Kreise auf der Bahn und versuchte dabei Puls und Rundenzeit unter Kontrolle zu behalten. Die Beine schmerzten nach 15km fas nicht mehr aushaltbar und der schanghaier Spätsommer mit Temperaturen noch immer um die 24 Grad im November machte den Probelauf zum Desaster. Am Schluss kam ich mehr schlecht als recht bei KM18 and und entschied mich dennoch, den Wettkampf anzugehen. Die Anmeldung lag damals schon Monate zurück. Startnummern, Chip, Kleidersack und jede Menge Papiere mit Informationen vor dem Lauf abgeholt und dann am Abend vor dem Ereignis früh ins Bett, denn – das musste ich lernen – Läufer sind Frühaufsteher. Bereits um 6.30 Uhr morgens musste man sich im Startbereich einfinden, während der Start rund eine Stunde später noch während der Morgendämmerung geplant war. Das hiess um kurz nach 5 Uhr aufzustehen (übrigens genau die Zeit in der mein Körper geradezu nach Höchstleistung schreit) und bei eisigen Temperaturen um die 5 Grad an den Bund zu fahren, wo der Lauf begann. Kleider im Kleidersack und dann im nummerierten Bus verstaut, noch ein Snickers eingeworfen (Power Riegel konnte ich trotz besten Bemühungen in Shanghai keine finden) und in die Startreihe für den Halbmarathon gestellt. Rund 20.000 andere Läufer aus 66 Nationen waren hier versammelt – ein unglaubliches Bild und vor allem eine tolle Atmosphäre. Kurz vor dem Start gab meine Garmin GPS-und Pulsuhr den Geist auf. Die Digitalanzeige war tot, keine Informationen mehr über meine Vitalfunktionen, Pace und Distanz. Dabei habe ich mich im Training daran gewohnt, meinen Laufstil vor allem dem Puls anzupassen. Alle Reanimationsversuche blieben erfolglos und so musste es eben ohne gehen. Pünktlich um 7:30 dann nach der obligatorischen Nationalhymne der Startschuss und diese unglaubliche Menschenmasse setzte sich langsam aber sicher in Bewegung. Dem Bund entlang ging es zur über rund 2km langen, stetig auf 50m ansteigenden, korkenziehergeformten Rampe zur Lupu-Bridge, dann über den Hangpu River, auf der anderen Seite wieder runter und auf der Pudong-er Seite dem Fluss entlang. Bei KM 10 stand die Uhr knapp über einer Stunde und bisher lief es ganz gut – auch ohne Pulsüberwachung. Unterwegs stellte sich wieder heraus, wie anders die Chinesen doch sind. Neben Läufern in Spyderman-Kostüm (inkl. Maske), Pandabärmützen und Catsuites war auch ein Kollege dabei, welcher rückwärts lief (und zwar beachtlich schnell), einer, welche einen ca. 2m langen Holzpfosten auf der Schulter mitnahm und diverse Kleingruppen von Laufteilnehmern, welche sich spontan auf der Strecke sammelten, anhielten und für Fotos posierten.

Markus Köpfli Shanghai Marathon

Im Ziel mit Kelley und Maria: Mit schmerzenden Beinen aber glücklich.

Ich selbst versuchte mehrfach an einem der Getränkestände zu stoppen um meinen Durst zu löschen. Leider jedoch waren diese so belagert, dass daraus nix wurde und so lief ich eben weiter. Ab KM15 wurde es dann zäh. Ewig lange ging es stur geradeaus, die Sonne kam heraus und die Hitze wurde anstrengend und die vorbelasteten Schienbeine fingen an zu schmerzen. Auf  etwa gleicher Höhe kreuzte sich die Halbmarathon-Spur mit der des 42km Marathons, wo gerade die Spitzengruppe (5 Kenianer) KM 29 passierten – in ungefähr dreifacher Geschwindigkeit der meinen und ohne jeglichen Anflug von Anstrengung auf dem Gesicht. Nun ja, ist ja auch ihr Job und vermutlich trainineren die Kollegen nicht nur auf dem Laufband. Zwischen KM 16 und 18 schien der Körper dann noch einmal Kräfte zu sammeln bevor an meinem bisherigen Trainingslimit, der 18km Marke langsam die Energie ausging. Die überall am Strassenrand gröhlenden Zuschauer trieben den Läuferpulk jedoch weiter an. Von km19 an ging es dann noch einmal fies und stetig über eine Brücke hinauf und von da herunter und um die letzte Kurve in die Zielgerade. Die Uhr stoppte für mich an der Ziellinie nach 2 Stunden und 10min., das ist Platz 3133 und bei weitem mehr as ich persönlich erwartet hätte. Wie es jetzt mit der Läuferkarriere weitergeht ist ungewiss. Zwar habe ich über das letzte Jahr fast 6kg abgenommen, fühle mich viel fitter und bin besser gelaunt durch das regelmässig Training – andererseits waren die einsamen Stunden auf dem Laufband wie Folter und Shanghai ist sicher keine Läuferstadt. Erstmal hoffe ich, dass sich meine Beine bis morgen soweit erholt haben, dass ich wieder normal gehen kann (was im Moment nicht der Fall ist) und dann sehen wir weiter…

Mächtig posiert die A380 mit dem Namen "Zürich" am Gate des Flughafens in Peking

Mächtig posiert die A380 mit dem Namen "Zürich" am Gate des Flughafens in Peking

Der Titel mag nicht-jugendfreien Inhalt suggerieren, doch keine Angst, es bleibt ganz sittlich. Die Dicke Berta um die es hier geht ist nicht etwa eine flüchtige one-night Bekanntschaft eines unserer männlichen Besucher aus dem „Gaga“, sondern eine wohlgesittete Dame aus Deutschland. Ihre Rundungen sind aber durchaus attraktiv, doch mit einer Größe von 24,45 Metern, einer Länge von 72,73m und einem stattlichen Gewicht von 277 Tonnen  wären wohl auch die hartgesottenen unter meinen Freunden überfordert. Zudem besteht diese Rubensdame nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Stahl, Aluminium und modernen Composit-Materialien. Diese Lady hört auf den Namen „Zürich“ und ist der jüngste Spross der Lufthansa-Familie; ein Airbus A380. Der ein oder andere mag nun denken: „Naja ein A380 Flug ist jetzt nicht mehr gerade ne Sensation“ und da kann ich nur zustimmen – vorausgesetzt man fliegt als normaler Passagier in der Kabine.  Ich hatte etwas mehr Glück, denn mein Fluglehrer aus Privatpilotenlizenztagen (bekannt aus früheren Blogeinträgen) hat sich mittlerweile vom A340 Kapitän auf den A380 umschulen lassen und meldet sich per Email bei mir um mitzuteilen, dass er mit der in Pilotenkreisen „dicke Berta“ genannten A380 Mitte November nach China kommt und er mich gerne auf dem Logenplatz im Cockpit mitnehmen würde.

Da ich just an diesem Tag sowieso einen Flug von Shanghai nach Zürich bereits gebucht hatte, dachte ich keine Sekunde darüber nach, mir diese einmalige Chance entgehen zu lassen und buchte so um, dass ich von Shanghai nach Peking und von da nach Frankfurt und weiter nach Zürich flog. Am Gate am Flughafen in Peking dann die erste Begegnung mit dem Riesenbaby, welches beeindruckend am zweistöckigen Fingerdock für zahlreiche Passagiere mit Fotoapparaten posierte. Ebenfalls beeindruckend war der Aufmarsch der dazugehörigen Crew, während rund 30 Stewardessen und Stewards schritten im Pulk zum Gate schritten. Allen voran die Cockpitcrew mit meinem Fluglehrer in spe und seinen zwei Kollegen – eine davon eine junge Pilotin. Freudige Begrüßung (wir hatten uns sicher eineinhalb Jahre nicht mehr gesehen, seit er mich damals noch im Cockpit des A340 zu meinem Aufenthalt in China geflogen hat), bevor ich der Crew vorgestellt wurde. „This is Markus, he is a friend of mine and will fly in the Cockpit today”.

Nach dem Boarding wurde ich direkt ins Cockpit begleitet, welches sich im A380 auf Höhe zwischen dem unteren und oberen Deck in der Mitte befindet und über eine Tür, hinter welcher sich eine kleine Treppe befindet, von der wiederum die privaten Schlafgemächer der Cockpit Crew und eine private Toilette abgehen (der Stolz der A380 Crews), erreichbar ist. Im Cockpit selbst waren der Captain und die beiden Co-Piloten mit den Flugbereitungen bereits fertig und ich nahm auf dem sogenannten „Jump Seat“ – das ist ein vierter, ausklappbarer Sitz direkt hinter dem Piloten, welcher vorne rechts sitzt – platz. Der A380 kann übrigens eigentlich von zwei Piloten geflogen werden, der dritte Pilot ist an Board, damit die Crew sich abwechseln kann und jeweils einer schlafen kann um bei Flügen über 8 Stunden die vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten.

Logenplatz: A380 Cockpit aus der "Jump Seat" Perspektive

Logenplatz: A380 Cockpit aus der "Jump Seat" Perspektive

Das Cockpit an sich unterscheidet sich auf den ersten Blick minimal von dem eines A319, 320 oder 340. Es ist etwas geräumiger und erstmals „papierlos“: Heißt alle zur Flugdurchführung notwendigen Dokumente wie Handbücher, Karten, Anflugkarten, Checklisten und so weiter sind digital vorhanden und über separate Monitore im seitlichen Bereich abrufbar. Ansonsten fällt auf, dass man erheblich höher sitzt – nämlich auf rund 9m.

Für China ungewöhnlich ging alles nach Plan und wir konnten pünktlich vom Gate zurück-gepushed werden und zum Runway rollen. Unterwegs die letzten pre-take-off checks, Durchsprache der Emergency procedures (zum Beispiel im Falle eines Startabbrucks, Vogelschlag, etc.) und dann standen wir auch schon auf der Bahn und beschleunigten zum „take off“. Interessant dabei ist, dass die A380 so gut motorisiert ist, dass sie mit rund 75% der maximalen Leistung bereits nach kurzer Strecke sanft abhebt. Kurz nach dem Take-Off ging es dann auf Reiseflughöhe und schon bald über die Mongolei, weiter über Russland, Polen und Deutschland nach Frankfurt. Der Flug selbst war absolut ruhig und so hatte ich die Möglichkeit, mich der Crew zu unterhalten, mir die technischen Neuigkeiten im A380 Cockpit erklären zu lassen und mich etwas in der Kabine umzusehen. Diese ist erstaunlich unspektakulär und wären da nicht die beiden Treppen vorne und Hinten zwischen dem oberen und unteren Stock könnte man kaum sagen ob man sich nun in einem A380 oder einem beliebigen, anderen Airbus befindet.

Manche behaupten, der A380 sei erheblich leiser – etwas was mir jetzt zumindest nicht deutlich aufgefallen ist. Die Business-Klasse, welche bei Lufthansa den ganzen, oberen Stock belegt und in der ich meinen Sitz hatte, unterscheidet sich ebenfalls nicht von der in anderen Lufthansa-Maschinen und auf Gimmicks wie eine Bar, wie sie z.B. Emirates hat wurde ebenfalls verzichtet.

Nach gutem Essen und etwas Schlaf ging ich rund 3 Stunden vor der Landung wieder zurück ins Flight Deck, wo der Kapitän nach seiner Pause gerade wieder den Kapitänsplatz übernommen hat. Noch ein bisschen Fliegertalk und dann begannen wir auch bereits den Sinkflug auf Frankfurt. Der manuelle Anflug und die Landung waren butterweich und dank günstigem Wind waren wir etwas zu früh da, weshalb das Gate noch nicht bereit war und wir noch etwas auf dem Vorfeld stehen durften. Dann rollen zur Parkposition, Motoren aus und als letzter verließ ich zusammen mit der Crew den Riesenvogel, der von außen so viel beeindruckender aussieht als von innen. Wie immer eine tolle Erfahrung und an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die Crew für das tolle Erlebnis aber auch die einzigartige rundum-Betreuung.

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Xiamen ist nur rund eine Flugstunde von Shanghai entfernt und ein perfektes Wochenenderholungsreiseziel

Xiamen ist nur rund eine Flugstunde von Shanghai entfernt und ein perfektes Wochenenderholungsreiseziel

Wäre China überall so wie in Xiamen: Ich würde für immer hier bleiben. Diese Inselstadt rund eine Stunde Flugzeit von Shanghai entfernt und auf dreiviertel des Weges nach Hong Kong vor Taiwan gelegen ist eine kleine, intakte Oase inmitten dieses Land voller Superlativen, Hektik, Umweltverschmutzung und vor allem abermillionen von immerzu wuselnden Menschen. Xiamen bietet traumhafte (und menschenleere) Strände, pompöse und absolut top gepflegte und liebevoll mit südländischen Pflanzen übersähten Strandpromenaden, Seafood soviel man essen kann und will, mächtige Villen im Kolonialstil und vor allem viel Natur, Ruhe und Erholung. Kurzum: Das perfekte Wochenendtripziel ab Shanghai. Erstaunlich eigentlich, dass noch keiner unserer zahlreichen Besucher bisher diese Destination auf seiner Liste hatte. Verglichen mit Xinan, Guilin und Hong Kong muss ich sagen dass Xiamen für mich das bisher schönste und lohnenswertestes Reiseziel in China war. Ende Oktober lässt es sich hier bei rund 25 Grad tagsüber und strahlendem Sonnenschein gut aushalten und da Lonely Planet und Co. diesen Ort ganz offensichtlich noch nicht für ihre “Insider Tipps”-Listen aufgenommen haben kann man hier noch fernab vom sonst vorherrschenden Massentourismus China von einer entspannt anderen Seite kennenlernen.

Wer nicht nur am Pool oder Strand liegen möchte, für den bietet Xiamen auch zahlreiche andere und aufregendere Möglichkeiten: Von allen möglichen Wassersportarten (inkl. Kitesurfen) über einen Ausflug auf die autofreie und mit im kolonialstil gebaute Villen übersähte Insel Gulangyu mit absolut sehenswerten Stränden bis hin zu stundenlangen Strandwanderungen oder Joggingtouren entlang den der Küste folgenden Holzstegen. Lohnenswerte Ziele sind zudem die Altstadt von Xiamen (die Stadt heisst wie die Insel), das Barviertel im Stadtpark in dem sich viele europäische und amerikansische Wirte mit stilvollen Bars direkt am Meer niedergelassen haben, die absolut eindrückliche Universität der Stadt mit den alten, pompösen Gebäuden und Blick aufs Meer und die Zahlreichen Parkanlagen, welche sich über die ganze Insel verteilen. Absolut nicht lohnenswert ist hingegen das Olympiamuseum, welches mit 60 RMB Eintritt nicht nur überzogen teuer, sondern auch äusserst langweilig aufgemacht ist.

Anbei ein paar Fotos. Die Qualität lässt zu Wünschen übrig, da mit der Handykamera gemacht.