Vorwort: Anfang April waren mein Bruder Tommy mit Freundin Tanja für zwei Wochen zu Besuch in China. Ihre Ergebnisse haben sie zusammengefasst. Hier Teil 1 des Reiseberichts.


China…. Nach Landfläche der viertgrößte Staat der Erde, viele Menschen, kommunistisch, andere Sprache und Schrift, Ente süß-sauer, Fake-Kleidung, Smog und die chinesische Mauer…
Hätte man mich vor meinem 14-tägigen Besuch bei meinem Bruder gefragt was mir zu China einfällt, wäre dies wohl meine Antwort gewesen.
Um ehrlich zu sein habe ich mir auch nicht sehr viel mehr Gedanken darüber gemacht, was mich erwarten könnte beziehungsweise womit ich noch so rechnen müsste, schließlich spricht unser einer ja Englisch und sowieso wird man das Ding so schon irgendwie schaukeln können.
Wie sehr ich mich selbst überschätzt habe und dass sich diese Einstellung noch rächen sollte wird sich später noch zeigen…

Phase 1: Shanghai oder „China light mit Stützrädern“

Tommy & Tani auf der Dachterrasse der "Flair"-Bar

Tommy & Tani auf der Dachterrasse der "Flair"-Bar

Ausgerüstet mit Reisepass inklusive China-Visum, Fotoausrüstung, 70l Rucksack halbgefüllt (schließlich will man ja noch einige Klamotten einkaufen) und Beruhigungstabletten für den Flug durch die Nacht…
an dieser Stelle soll gesagt sein: Nein! Weder ich noch  meine Freundin leiden unter Flugangst, da unser Flug jedoch durch die Nacht ging und wir auf jeden Fall am nächsten Tag ausgeschlafen sein wollten, bin ich davor noch zum Arzt gegangen und wollte mir vorsichtshalber Schlaftabletten für den Flug besorgen. Vielleicht hätte ich meinem Arzt nicht vorgaukeln sollen, dass meine Freundin Flugangst hat und wir deshalb auf Medikamente angewiesen sind, um einen ruhigen Schlaf zu haben. Das Ergebnis waren somit nämlich nicht Schlaftabletten, sondern Tabletten gegen Angst und Panikzustände !…nun ja, da diese Situation nun schon so unangenehm genug war und bevor ich mich selber gar nicht mehr im Spiegel anschauen konnte, hab ich die Tabletten ohne Widerrede entgegengenommen.
Meine Freundin war über diese Aktion eher „not amused“, wie sich wohl jeder denken kann…

Frühling in Shanghai: Magnolien am Ufer des Hangpus

Frühling in Shanghai: Magnolien am Ufer des Hangpus

Zurück zum Flug: Check-In, Boarding, Sitzplatz einnehmen, der gewohnte Flugablauf…Moment ! !…. Irgendwas ist anders !… Verdächtig wenig Deutsche an Board, wie sonst üblich auf Urlaubsflügen. Stattdessen umgeben von Chinesen… ein befremdendes Gefühl, aber was erwartet man auch von einem Flug nach China ?!
Take-Off, Fensterschieber runter, Abendessen, „Beruhigungstabletten“ schlucken und schlafen. Soweit der Plan. Die Realität: Dummerweise besitzt meine Freundin als Biologin die Angewohnheit die allseits bekannte Aussage „ Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“ in die Tat umzusetzen.
Neben den üblichen Nebenwirkungen stand da auch unter anderem „kann vorübergehende Benommenheit,Lähmungen, Herzrasen oder Panikzustände auslösen“…hmmmm…Beruhigungstabletten die Panikzustände auslösen ? Dazu sollte man erwähnen, dass ich ein leicht zu beeinflussender Mensch bin, wenn es um Wirkungsweisen von Medikamente geht. Steht auf der Packung „Lindert Fieber“..tut es das bei mir ! … Steht darauf „Senkt den Blutdruck“…tut es das ! …Die Folge: Den ganzen Flug hab ich damit verbracht zu warten, bis endlich diese Wirkungen eintreten und vor lauter Panik konnte ich nicht schlafen !

Ankunft in Shanghai: Die erste Enttäuschung… Wo sind all die Menschenmassen, das Gewusel, die Hektik die ich erwartet hatte ? Scheint alles wie auf jedem anderen Flughafen zu sein…Immigration verläuft sogar im Vergleich zu USA verhältnismäßig unproblematisch und schnell. Abgeholt vom Bruder weiter mit der Magnetschwebebahn bei 450 km/h weiter mit dem Taxi bei klarer Sicht zum Apartment. Wieder: Keine Monsterstaus, kein Smog, wenig Menschen…nach einer kurzen Ruhepause im Apartment weiter mit der Subway zur ersten Erkundungstour…jetzt aber: Menschmassen die sich irgendwie noch in die Waggons rein quetschen…Fehlanzeige ! … Ist mein Bild von China doch völlig von Klischees verzerrt ?

Tommy - und links daneben ein Tourist in schwarzer Jacke

Tommy - und links daneben ein Tourist in schwarzer Jacke

Doch dann endlich die Bestätigung…Chinesischer Feiertag und „Spaziergang“ in einer beliebten Shanghaier Einkaufsstraße…dagegen ist die Streetparade in Zürich Kinderfasching ! Tausende wuselnde, rotzende, laut redende, hektische Chinesen auf wenige Quadratmeter Straße zuammengequetscht… Endlich ist mein Bild von China bestätigt.
Grundsätzlich kann man zu unsere ersten 4 Tagen Shanghai folgendes sagen: Dank den zwei mittlerweilen Touristen erfahrenen Gastgebern wurden in nur wenigen Tagen, das komplette Spektrum an Sehenswürdigkeiten, Kuriositäten, Fake- und Tailor Markets und kulinarischen Vergnügen vollkommen abgedeckt.
Dementsprechend schnell waren die ersten Tage auch vorbei und es ging weiter zur zweiten Etappe: Peking. Diesmal nur zu zweit und ohne Guides nur bewaffnet mit einem Lonely Planet und der Adresse unseres Hotels in Peking auf chinesisch, geschrieben von der freundlichen Dame an der Rezeption.
Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir der Tatsache, dass alle Taxifahrten, Essensbestellungen usw. von unseren Guides durchgeführt wurden noch herzlich wenig Aufmerksamkeit geschenkt, was wie sich noch zeigen wird nicht zu unterschätzen sein sollte.

To be continued….

Guilin

24 Apr
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Wie aus einem Film: Die schroffe Bergkullisse Guilins

Wie aus einem Film: Die schroffe Bergkullisse Guilins

Zwei Flugstunden ab Shanghai in Richtung Südwesten landet man  inmitten einer zerklüfteten Berglandschaft rund um Guilin. Abertausende von grünen Bergspitzen, die aussehen wie wenn sie mit Sandformen in die Landschaft gestellt wurden prägen das Bild, das durchzogen wird von gigantischen Flüssen. Wer mit China Riesenstädte wie Shanghai und Peking verbindet, der glaubt er sei nicht in einer anderen Stadt, sondern in einem anderen Land gelandet. Üppige Natur, ein ganz anderes Landschaftsbild, eine andere Sprache und die gewohnten Hochhäuser wurden durch kleine, traditionelle Häuschen entlang enger Kopfsteinpflastergassen ersetzt.

Der Besuch von Tommy und Tani sowie eines weiteren Päärchens von Freunden war der Anlass für den Wochenendausflug in den Süden Chinas – und dieser hat uns alle ausnahmslos begeistert. Insgesamt acht Leute zählte die kleine Reisegruppe, gewohnt haben wir dabei nicht in Guilin welches für diese beeindruckende Mondlandschaft steht (und nach Berichten vieler die vor uns dort waren eine hässliche Stadt ohne Charme sein soll) selbst, sondern im 1,5 Stunden mit dem Auto entfernt gelegenen und (noch) nicht von chinesische Wochenendurlaubern überlaufenen „Yangshuo“. Dort stiegen wir in einem kleinen, einfachen aber sehr gemütlichen Hostel für ganze rund 5 Euro die Nacht ab – höchste Dachterrasse der Stadt mit gigantischem Ausblick über diese und die schroffen Bergmassive, die sie umgeben inklusive.

Was uns hier in Shanghai am meisten fehlt ist frische Luft und Natur und nachdem auch unsere Besucher nach diversen Städtetrips das Bedürfnis nach Grün, Wasser und Bewegung hatten, entschieden wir uns für ein Aktivprogramm,  mieteten uns für ganze 2 Euro pro Tag und Person Mountainbikes und machten uns auf die Reise in die Umgebung Yangshuos.

Reisegruppe mit Hinternschmerzen

Reisegruppe mit Hinternschmerzen

Vorbei an unwirklichen Berglandschaften  wie aus einer Filmkulisse, Reisfelder, Flüssen, kleinen Örtchen die noch aussehen wie Europa von vor 100 Jahren und zahlreichen Bächen, Brücken und Flüssen radelten wir querfeldein über Strassen, Bergpässe, Felder und ließen uns mit Flossen übersetzen wo die Wege nicht mehr weitergingen. Nicht fähig, die Schilder zu lesen verfuhren wir uns mitten in der Wildnis und fanden am Ende dank Handy und GPS mit schmerzenden Hinterteilen doch wieder zurück in die Pension und auf die Dachterrasse zum Sundowner.

Ein absolut lohnendes Urlaubsziel, welches vor allem eines verdeutlicht: Es gibt nicht „das China“. Das bestätigten auch unsere Besucher. Jeder Ort, den sie während ihrer Reise besucht haben war so unterschiedlich von den anderen dass man sie gar nicht vergleichen kann. Das quirlige Shanghai, die Kultur- und Kunststadt Peking und dann Guilin mit dieser einmaligen Natur, den überfreundlichen Menschen und kleinen Gassen – das alles ist China.

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Brunchkultur

24 Apr
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Austern gehören beim Bruchbuffet des Shangri-La Hotels zum Frühstück wie bei uns die Marmelad auf das Brot

Austern gehören beim Bruchbuffet des Shangri-La Hotels zum Frühstück wie bei uns die Marmelad auf das Brot

Während der Sonntag in Europa standesgemäß mit Croissants, Laugenbrezeln, Nutella,  Kaffee, Frühstücksei und der geliebten Sonntagszeitung beginnt, ist hier vor allem unter Ausländern die Brunchkultur weit verbreitet.

Mangelnde bzw. mit Chinesen überfüllte Freizeitangebote an Wochenenden und die Tatsache, dass viele Expats mit den hiesigen Frühstücksgewohnheiten, bestehend aus Fischsuppe, Dumplins und kalten Hühnerfüssen mit Knochen nicht viel anfangen können haben vermutlich dazu geführt, dass sich die Mischung aus Frühstück und Mittagessen hier so erstaunlich gut etabliert und verbreitet hat.

Dazu kommt, dass die Küchen der meisten Compoundwohnungen zwar gut und mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet sind, angesichts des riesigen Angebots an günstigen, internationalen und äußerst guten Restaurants meist nur als überdimensionierter Aufbewahrungsort  für die Bierreserven missbraucht werden. Und so trifft sich jedes Wochenende so ab 11 Uhr morgens die gestylte Ausländer-Community in Hotels, Bars, Restaurants und Biergärten überall in der Stadt zur sonntäglichen Gruppen-Völlerei.

Hummer an Trüffelrisotto - der perfekte Start in den Sonntag.

Hummer an Trüffelrisotto - der perfekte Start in den Sonntag.

Die lokale Gastrogemeinde hat den Trend verstanden und so gut wie jedes (westliches) Hotel  und Restaurant bietet wöchentlich äußerst üppige Brunchbuffets welche keine Wünsche offen lassen. Zum Festpreis zwischen 100 und über 600 RMB (12 – 68 Euro) gibt es neben Frühstückseiern, Bacon, Vollkornbrot und allem was der Westlermagen am Sonntagmorgen noch so erwartet je nach Location auch unbezahlbare Aussichten (z.B. vom 36. Stock im Shangri-La am Bud mit Blick über die ganze Stadt), nette Sitzgelegenheiten in gemütlichen Innenhöfen der French Concession (Sacha`s) „Free-Flow of Champaign“ (J.W. Marriott Hotel, Peoples Square) und diverse Köstlichkeiten aus aller Welt zu denen auch nicht unbedingt typische Frühstücksangebote gehören, wie; halber Hummer, Entenbrustfilet, Krabbenbeine, Austern aus Frankreich, Kaviar aus Russland, Lachs- und Thunfischsashimi, Käse aus der Schweiz, Portweine und Cremé Brulleé aus Frankreich und so weiter und so fort. Vor allem der von den eifrigen Kellner geschickt und unbemerkt immer wieder nachgeschenkte Champagner erfüllt am frühen Morgen und auf  nüchternem Magen seinen Zweck in beachtlicher Geschwindigkeit und so gehen sich diese Frühstückstreffen meist in ein chilliges sit-together ohne viele Worte und mit mehr Esen als es eigentlich nötig wäre über, die eine äußerst effiziente Entschleunigungskur zum turbulenten Shanghaier Stadtleben bieten.

Einen großen Nachteil hat das Ganze allerdings: Wenn die gemütlichen Runden sich gegen drei Uhr Nachmtitags auflösen, haben sie eines meist gemein: der Rest des Tages endet trotzt aller guter Vorhaben maximal auf der Couch und sicher niemals im Gym.

Sashimi satt. Neben rohem Fisch gibt es auch Kaviar, Krabbenbeine und rohe Austern

Sashimi satt. Neben rohem Fisch gibt es auch Kaviar, Krabbenbeine und rohe Austern

Die Auswahl an Möglichkeiten ist endlos und so auch die verschiedenen Brunch-Styles.  Wir haben einige getestet und hier kommen unsere Top-4 der Frühstücksplätze in Shanghai:

  • Shangri-La Hotel Pudong: Jade on 36 Restaurant
    Die Königsklasse unter den Bruchmenüs. Für 650 RMB zwar nicht günstig aber ein absolutes must-have-been mit allem was das Herz begehrt, von Austern über Hummer und Sashimi, begleitet von feinsten Getränken und mit grandioser Aussicht über die Stadt, den Bund und den Hangpu River.
    (33 Fu Cheng Road, Pudong)
  • J.W. Marriott Hotel, Peoples Square: 360° Sunday Brunch at Marriott Café
    Traumhafte Aussicht vom 40. Stock direct am Peoples Sqaure über die Stadt, begleitet von stilvoller Pianomusik, Free-Flow of Champaign auf Wunsch und sonst mit allem was der Magen begeehrt. Im Gegensatz zum Shangri-La-Brunch werden hier auch chinesische Spezialitäten angeboten – perfekt für jeden der an einem Sonntagmorgen schon mal mit einem unstillbaren verlangen nach Pekingente aufgewacht ist
  • Verhängnisvoll: Viele Brunchbuffets kommen mit "Free-Flow" of Wine and Champaign, was mitunter dazu führt dass der Sonntag gleich nach dem Brunch auf der Couch oder wieder im Bett endet.

    Verhängnisvoll: Viele Brunchbuffets kommen mit "Free-Flow" of Wine and Champaign, was mitunter dazu führt dass der Sonntag gleich nach dem Brunch auf der Couch oder wieder im Bett endet.

    Sacha`s: Brunch im Freien in der French Con.
    Für gerade mal 120 RMB gibt es hier das Armbändchen, das den Zutritt zum all-in Brunchbuffet gestattet. Die Auswahl ist nicht riesig aber ausreichend und wer statt Hummer und Austern auch mit Lachs, frischen Brötchen, Eiern, Müsli und Salaten zufrieden ist findet hier das perfekte Preis-/Leistungsverhältnis. An schönen Sonntagmorgen kann man hier im schönen Innenhof der alten Villa gemütlich draußen sitzen und fühlt sich dabei fast wie in Europa.
    (11 Dongping Lu, French Concession, direkt neben dem Kultclub „Zapatas“

  • Chalet Suisse: Scheibchenweise Schweizer Frühstückskultur
    Das mit dem Chalet Suisse ist so eine Sache:  Für 150 RMB gibt es ein Frühstücksmenue mit verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten wie Rösti, Schweizer Käse, Birchermüesli und Bündnerfleisch. Die Zutaten sind frisch und schmecken wie daheim, kommen allerdings in mikroskopischen Portionen und auf die Scheibe abgezählt. Der Service ist langsam und auch nicht sonderlich gut – daher keine Location für jeden Sonntag, aber um die Gelüste an heimatliche Genüsse zu befriedigen für jeden Schweizer eine gute Option.
    (1582 Kangding Lu)

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