Ausgehen

8 Feb
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Showeinlagen gehören in Chinesischen Clubs die etwas auf sich halten zum Abendprogramm

Showeinlagen gehören in Chinesischen Clubs die etwas auf sich halten zum Abendprogramm

Wenn man die kulturellen Unterschiede zwischen China und dem Westen in einem Bereich besonders gut sieht, dann vermutlich in der Art und Weise wie die beiden Gruppen feiern gehen und wie sie ihre Wochenendabende gestalten. Wie das bei den Westler geht brauche ich hier ja vermutlich nicht zu erklären: Man macht sich etwas chick, trifft ein paar Freunde in einem Restaurant oder einer Bar, trinkt dort zusammen ein paar Bier oder Cocktails, unterhält sich über Gott und die Welt oder die nicht anwesenden Freunde. Dann geht man weiter in einen Club, wo die Männer dann doof in der Ecke herumstehen und Bier trinken, nach dem Motto; “Männer, die tanzen haben eh nur zu wenig Geld um zu trinken” während die Frauen sich auf der Tanzfläche vergnügen und lassen sich von den Männern in der Ecke anstarren lassen. Das dürfte soweit bekannt sein.

In China hingegen ist es erst einmal schon gar nicht sonderlich verbreitet überhapt in Bars und Clubs zu gehen. Natrürlich gibt es Clubs und in Shanghai und anderen grossen Stätden und die sind mitunter moderner, grösser und trendiger als viele der Tanzlokale in Europa. Und natürlich sind da auch Chinesen drin. Ganz schön viele sogar. Aber es gibt eben auch überall ganz schön viele Chinesen und die, welche in den Clubs abtanzen sind eben eher die Minderheit. Nicht selten handelt es sich bei den Bar- und Clubchinesen übrigens um die Kosmopliten, welche mal eine Weile im Ausland gelebt haben, oder die ausländische Freunde haben, oder eben besonders cool und westlich sein wollen oder Westler kennenlernen möchten. Letzteres ist übrigens bei den Chinesinnen nicht selten der Fall, da westliche Männer per se als reich gelten. Der ganze, grosse Rest der jungen Leute ist hingegen meist nicht in den verrauchten Clubs zu finden. Die sitzen entweder mit Freunden in einer kleinen Kabine im sogeanannten “KTV”, also einem Karaokeladen oder Zuhause und chatten, spielen Karten oder schauen DVD. Das ist kein Witz. Ich habe hier schon mehrere Leute kennengelernt, manche davon bereits 30 und drüber, die noch nie in ihrem Leben in einer Bar waren. Von einem Club ganz zu schweigen. In vielen chinesischen Familien sind solche Spasshöllen verpönt und es gehört sich schlicht nicht, sich dort die Abende um die Ohren zu schlagen.

Da soll jetzt mal wieder einer die chinesische Logik verstehen! Wo liegt denn da der Unterschied zwischen einem verrauchten, lauten, dunklen Kämmerchen in einem Karaokeladen, in dem sich junge Leute literweise Alkohol in den Kiefer kippen und dabei lautstark in ein Mikrofon grölen und einem Club in dem im Endeffekt genau dasselbe passiert? Aber so ist es halt. Auch ich war übrigens ein paar mal in solchen KTVs. Das ist hier ne ganz grosse Sache und vom 16 Jährigen bis zum General Manager von internationalen Weltkonzernen ist hier jedes Publikum zu finden. KTV ist Kulturgut. Man geht dort meist mit ein paar Freunden hin, übrigens auch gerne mal an einem Sonntag Vormittag und mietet einen der unzähligen Räume welche wiederum eher kleine Hotelzimmer ohne Bett, dafür aber mit einem schmuddeligen Ledersofa sind. Dann sitzt man da mit seinen Kumpels auf dieser speckigen Ledercouch, welche eher an einen Stripclub erinnert und bestellt massenhaft Alkohol und Früchte und trinkt und raucht und singt bis man eben nicht mehr kann. Und je länger der Aufenthalt geht, desto lauter und schräger singt man. Der Vorteil dieser kleinen Kabinen ist, dass man eine gewisse Privatsphäre darin hat. Das heisst Fremde sehen einem nicht, sie hören einem maximal. Das ist wiederum besonders praktisch für die zahlreichen jungen Päärchen, welche hier üblicherweise lange  zuhause bei ihren Eltern wohnen wohin sie ihren Partner vor der Hochzeit nicht bringen können. Ob die in den Kabinen nur singen wage ich zu bezweifeln. Vielleicht ist das KTV ja auch darum spannender für die Chinesen als der Club. Es gibt übrigens zwei Arten von KTV. Die eine ist die oben beschriebene, in denen sich die Jugend oder Geschäftsleute treffen. Die andere Sorte ist den Männern vorbehalten. Wie man die beiden voneinander unterscheidet, weiss ich nicht, aber so wurde es mir erklärt. In die Männervariante geht man(n) logierscherweise ohne Frauen. Diese gibts dann dafür vor Ort im Eingangsbereich zur Auswahl und der Gast entscheidet einfach, welche mit in die Kabine sollen. Und naja dann singt man eben mit ihnen und trinkt und lässt sich von Ihnen mit Früchten füttern und ich gehe davon aus dass der Fantasie da keine Grenzen gesetzt sind.

Wer von seinen Chinseischen Kollegen zu einem KTV-Besuch eingeladen wird sollte die übrigens unbedingt annehmen. KTV-Abende gelten hier als Team-Building-Massnahme und wer an einem Geschäftsabschluss interessiert ist, der erhöht seine Chancen auf Erfolg im Laufe eines solchen Abends und nach 10 Litern warmem Reisschnaps gewaltig. Noch eine Warnung: Chinesen sind extrem gute Sänger. Alle! Das ist ja auch kein Wunder wenn man quasi im Karaokeladen aufwächst. Kein Scherz, die meisten Chinesen nehmen das Gesinge mitunter bierernst und üben sogar zuhause. Wer hier also meint er kann mit einem schräg geträllerten “Marmor, Stein und Eisen bricht” einen beeindrucken, der wird meist überrascht.

Miss-Wahlen sind eine Art von Club-Entertainment, aber auch männliche Pole-Dancer im Tütü, Lady Gaga Kopien und Tanzgruppen in Gemüsekostümen sind durchaus normal

Miss-Wahlen sind eine Art von Club-Entertainment, aber auch männliche Pole-Dancer im Tütü, Lady Gaga Kopien und Tanzgruppen in Gemüsekostümen sind durchaus normal

Nun aber zum Club. Wie schon gesagt, natürlich gibt es hier Discos und natürlich gehen da auch immer mehr junge Chinesen hin. Nur eben noch lange nicht die Mehrheit. Discos in China sind anders aufgebaut, als die Grossraumdiscotheken bei uns. Meist gibt es neben der Tanzfläche, welche gewöhnlich sehr klein ausfällt keinen Platz um herumzustehen. Also vorsicht,  normalerweise in der Ecke stehenden Männer. Stattdessen ist der ganze Raum komplett voll mit Tischen und Couchecken. Diese  kann man, beziehungsweise wenn man nicht blöd in den Gängen stehen und ständig von den Kellner rumgeschubst werden will, muss man mieten. Und der Spass ist nicht gerade billig. Für eine gute, sprich repräsentative Couchecke in Tanzflächennähe und mit gutem Blick auf die weibliche Kundschaft werden schnell mehrere hundert Euro fällig. Ernsthaft. Dafür sind Getränke, Fruchtplatten und kleinere Snacks, sowie ein eigener Kellner der ständig am Tisch steht und die Gläser auffült, einem Feuer gibt und die Gäste aufs Klo begleitet (dazu später mehr), dann meist inklusive. Die Dekoration der meisten Clubs würden wir Westler wohl im besten Fall als pompös, üppig, ausgefallen beschreiben. Kitschig und übertrieben trifft es in meinen Augen meist besser. Goldene, ausladende Kronleuchter, überall Spiegel, Wandgemälde, Samtvorhänge, reichhaltige Goldverzierungen und Kristalltische sind total angesagt und gelten als chic.

Getrunken wird hier übrigens auch. Allerdings sind auch hier die kulturlellen Unterschiede allgegenwärtig. Während bei uns Bier und Mixgetränke aus Vodka und Softdrinks ganz gross sind, sind solche Billigmischungen bei Chinesen, die was auf sich halten verpönt. Stattdessen wird Whiskey und Champagner flaschenweise bestellt. Geliefert werden diese dann gerne mit kleinen Feuerwerken und Wunderkerzen versehen, damit das anwesende Publikum auch sieht, wer hier gerade eine 150 Euro Flasche Moet Chandon auf den Kopf haut. Während der Champagner pur getrunken wird, mischt man den Whiskey üblicherweie meist mit kaltem, grünen Tee. Das hört sich eklig an und das ist auch eklig. Und ich kann euch auch sagen: Das fühlt sich vor allem spätestens nach dem dritten Glas auch verdammt eklig an. Vom nächsten morgen ganz zu schweigen. Hier ist das Zeug aber allseits beliebt und getrunken wird es nicht wie bei uns einfach so nebenher, sondern man schiesst sich damit kontrolliert und gezielt ab. Dazu liegen in jeder Bar und in jedem Club pro Tisch mehrere Würfelbecher bereit, mit denen dann den ganzen Abend oder eben so lange bis man nicht mehr kann, die unterschiedlichsten Trinkspielchen gespielt werden. Einige Varianten gehen so ähnlich wie das uns bekannte “Mäxle”, andere habe ich bis heute nicht verstanden. Das sit aber eigentlich auch nicht wichtig, denn das Ziel ist immer dasselbe: Wer verliert, der trinkt. Und zwar auf Ex, also das ganze Glas auf einmal. Das nennt sich dann “Ganbei”, was so viel bedeutet wie Kopf in den Nacken und weg damit. Und das geht so den ganzen Abend. Getanzt wird auch, aber üblicherweise eher von den Ausländern und wenn die Chinesen tanzen, dann ist das meist ein lustiger Anblick. Vielen Chinesen scheint jegliches Taktgefühl völlig zu fehlen und so bewegen sie sich meist recht steif in einem Rythmus, welcher mit dem der Musik rein gar nichts zu tun hat. Auch gern gesehen und vor allem bei den weiblichen Tänzern verbreitet sind einstudierte, kleine Choreographien, die aus Muskvideos abgeschaut werden und recht amüsant ausschauen, wenn sie mit der entsprechenden Steife ausgeführt werden. Ansonsten bleibt man aber lieber unter sich und so mischen sich die Coucheckengruppen kaum und wenn dann nur nach gehörigem Alkoholkonsum. Die Chinesen sind von Natur aus eher Zurückhaltend und fremde Leute spricht man nicht einfach an. Das erklärt übrigens auch, warum die meisten Päärchen hier sich über die Familie, gemeinsame Freunde oder in der Schule kennenlernen. Es gibt jedoch eine Aunahme zur Tradition dass man unter sich bleibt. Nämlich wenn Frauenmangel am Tisch herrscht. Und das ist bei rund 60% Männern in China (der one-child-Politik und jahrelanger, gezielter Abreibung von Töchtern sei dank) öfters der Fall als man denkt. In diesem Fall wird die Anzahl der Flaschen-mit-Feuerwerk-Bestellungen einfach erhöht und wenn Damen im Club sehen, wer sich solch teure Getränke leisten kann, dann finden sie sich auch bald am Tisch mit den einsamen Männerherzen ein.

Unbedingt zu einem Chinesischen Club gehören auch die Showeinlagen. Eigentlich sind die viel wichtiger als die Tanzfläche, beziehungsweise die Tanzfläche ist für die Showeinlagen da. Von unter einer laufenden Dusche lasziv tanzenden und spärlich bekleideten Frauen über tanzende Männer in Karrotten-, Kürbis- und Selleriekostümen bis hin zu, männlichen Pole-Dancer im Tütü,  einer in ganz Shanghai ständig auftretenden, deutlich übergewichtigen Kopie von Lady Gaga und peinlichen Miss- und Traumpaarwahlen mit kindlichen Spielchen  habe ich hier schon alles gesehen.
Ebenfalls sehr verbreitet sind Mottoabende. Zu diesen wird dann der ganze Club aufwändig in eine Raumstation, ein Disneyland oder eine Eisstadt umdekoriert und auch die Mitarbeiter werden entsprechend eingekleidet. Dann bekommt man sein Bier eben von Winnie de Pooh oder Donald Duck oder einem Darth Wader Verschnitt serviert. Die Chinesen scheinen diese Faschingsanflüge zu lieben und so ist die Stimmung an solchen Abenden meist erst recht ausgelassen und es wird noch mehr gewürfelt.

Knock-Out. Die Mischung aus Whiskey-Grüntee und Würfel-Trinkspielen sorgen dafür, dass bereits kurz nach Mitternacht ein Grossteil des Publikums im Delirium liegt.

Knock-Out. Die Mischung aus Whiskey-Grüntee und Würfel-Trinkspielen sorgen dafür, dass bereits kurz nach Mitternacht ein Grossteil des Publikums im Delirium liegt.

Jetzt komme ich zum unapetittlichen Teil. Aber ohne diesen wäre die Schilderung einfach nicht komplett. Wie schon erwähnt, und darin unterscheiden sich die Chinesen und Westler ausnahmsweise nicht, wird in diesen Clubs vor allem eines getan: Gesoffen bis das Licht ausgeht. Und wie gesagt passiert das hier durchaus effizienter als bei uns mit den harten Waffen wie Whiskey und Cognac, was die Zeit bis zum ersten Knock-Out deutlich verkürzt. Jetzt ist es natürlich blöd, wenn man sich für 500 Euro eine Couchecke inklusive Getränke mietet und dann um halb Elf nach vier Würfelrunden schon kopfüber in der Toilette hängt und sich danach von seinen Freunden nach Hause schleppen lassen muss. Das lohnt sich auch für einen Chinesen nicht. Und darum gibt es hier Kotzhelfer. Ich weiss, das glaubt mir jetzt keiner, aber ganz im Ernst,  ich mache keinen Witz! Hat beim Würfelspiel ein Gast mit einer der gehobenen Couchecken ein paar mal zuviel verloren und Whiskey-Grüntee auf “Ganbei” trinken müssen und wird er langsam grün im Gesicht, dann kommt der private Kellner und schleppt den Trunkenbold in die Toilette. Dort wird er übergeben an den Kotzhelfer. Dieser führt den Besoffenen an eine extra zu diesem Zweck an die Wand installierten Kotzbecken. Das ist so ne Art Waschbecken auf Bauchhöhe mit zwei robusten Griffen zum Festhalten links und rechts und einem extra grossmaschigen Auslasssieb im Abfluss. Da klammert sich der Gast dann fest und übergibt sich. Und weil das nicht angenehm ist wird er dabei vom Kotzhelfer unterstützt, indem ihm dieser beim auswerfen mit einer Hand auf den Bauch drückt und mit der anderen den Rücken streichelt. Sie werden mir das nicht glauben, ich weiss, aber ich schwöre – es ist wahr. Ich habe es selbst gesehen. Mehrfach. Ist der Gast dann erleichtert und der Alkohol draussen gehts zurück in die Couchecke und natürlich wird dann weitergewürfelt. Und wer das nicht mehr schafft, der liegt eben in der Couch, mit nach hinten überstrecktem Kopf und schläft. Das ist kein seltener Anblick. Ich würde mal behaupten nach Mitternacht schlafen gut zwanzig bis dreissig Prozent der Gäste friedlich vor sich hin. Wie die das machen verstehe ich bis heute nicht, denn im Gegensatz zu Europa gibt es hier in den Clubs keine Lautstärkebegrenzungen. Die Musik ist üblicherweise so laut, dass es in den Ohren schmerz und der Bass einem das einatmen erschwert. Ausserdem gibt es hier natürlich auch kein Rauchverbot und da so gut wie alle jungen Chinesen (vor allem die männlichen) rauchen, sieht man oft keine 10 Meter weit.

In den Clubs in denen vor allem Chinesen hingehen ist dann entsprechend auch verhältnismässig früh Feierabend. Üblicherweise sind spätestens um halb zwei Uhr morgens alle anwesenden so dicht und haben zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens einmal die Dienste des Kotzhelfers in Anspruch genommen, dass die Party kurz darauf vorbei ist.

 

Stellen sie sich vor, sie sitzen gemütlich am Strand. Im weissen Sand, von mir aus unter Palmen, barfuss und Sie geniessen die Ruhe und den Ausblick aufs ruhige Meer. Und auf einmal hören sie neben sich dieses Geräusch. Das geht ungefähr so: “Kkkchhrrrr – Tschh”. Sie schauen sich um und im gleichen Moment landet ein dicker, fetter gelb-grüner Rotzbrocken direkt neben ihnen im Sand. Oder im Gras im Park, oder auf dem Boden in der Ubahnstation oder… denken sie sich was aus. Eklig, nicht wahr? Das gibts nicht? Das denken Sie! Die Chinesen spucken. Das ist kein Vorurteil, das ist Fakt. Und ich muss es wissen, immerhin wohne ich ja lange genug mit ihnen zusammen. Sie spucken aber nicht nur, sie rotzen förmlich, sie ziehen den ekelhaften Schleim von ganz weit hinten oder unten oder wo auch immer  zusammen und schleudern ihn dann lautstark zu Boden. Und dabei gibt es keine Tabus – was raus muss, das muss eben raus und wenn das halt gerade im Taxi der Fall ist, dann macht man eben die Scheibe runter und raus damit auf die Strasse (im besten Fall). Oder eben am Strand in den Sand oder in geschlossenen Räumen in den Mülleimer oder auf den Boden. Und wenn es im Grossraumbüro ist und sich da das Fenster nicht öffnen lässt, dann eben in den nächsten Blumenkübel. Das ist kein Scherz! Ich habe es selbst erlebt. Mehrfach.

Ich bin jetzt bald zwei Jahre hier und an vieles habe ich ich gewöhnt. Die auf die Strasse pinkelnden Kinder stören mich nicht mehr, die Knochen im Fleisch sind mitlerweile ok und auch das ewige Vorgedränge überall und das Schmatzen beim Essen, das ist alles ok und gehört dazu. Das ist eben ne andere Kultur, da muss man sich auch mal anpassen, schliesslich ist man ja der Gast und eventuell finden die Chinesen ja auch nicht alles super was wir Westler so machen. Aber dieses Gerotze, das geht einfach nach wie vor gar nicht. Das ekelt einem vermutlich auch nach zehn Jahren noch an und ich kann auch absolut nicht verstehen, dass es die Chinesen untereinander nicht stört. Ich meine das ist doch nicht nur von der Geräuschkulisse total eklig, das ist doch auch extrem unhygienisch, wenn so ein Bakterienschleimklumpen auf dem Boden liegt und im Sommer die nächsten 100 Leute mit Flip Flops die hier ja alle tragen durchlaufen.

Und ausserdem verstehe ich auch den Beweggrund hinter dieser ständigen Spuckerei nicht. Es gibt ja Theorien, die behaupten dass die Chinesen wegen ihren flachen Gesichter und Nasen engere Stirn- und Nebenhölen haben und darum ständig den Rotz hochziehen und ausspucken müssen. Wenn man mich fragt ist das völliger Humbug. Denn zum einen wären dann auch westliche Kinder und Japaner ständig verschnoddert und müssten überall hinspucken, was sie nicht tun und zum anderen könnte man selbst dann einfach ein Taschentuch verwenden oder das ganze auf dem Klo machen. Zweiters ist ja sowieso schon der Fall: Für die Frauen kann ich das nicht beurteilen, aber chinesische Männer können sich nicht an ein Pissoir stellen, pinkeln und wieder gehen. Das geht nicht, dann ist der Akt vermutlich nicht komplett. Es muss zumeist noch vor dem Wasserlass mal ordentlich hochgezoge und dann mit viel Elan lautstark ins Becken gespuckt werden. Einfach ekelhaft. Wobei es im Pissoir ja noch einigermassen geht, da wasch ich ja danach nicht meine Hände drin. Aber wer nur dringen abrotzen muss, aber sonst gerade kein Geschäft zu erledigen hat, der entledigt sich halt ins Waschbecken – darein wo der nächste gegebenenfalls seine Hände wäscht oder noch schöner seine Zähne putzt.

Sehr schön kann man das Spektakel übrigens in den Flughafentoiletten beobachten. Irgendwie hat sich dann doch durchgesetzt, dass in Flugzeugen nicht mehr auf den Boden gespuckt wird, was ich persönlich ja ganz angenehm finde. Für die meisten Chinesen ist das aber vermutlich wie für den Raucher, der während des Fluges nicht rauchen darf und daher schon ganz zittrig darauf wartet, dass er endlich aussteigen und in die nächste Raucherkabine am Flughafen stürmen darf um seine Sucht zu befriedigen. So ähnlich muss das für den Rotzer sein, nur dass für ihn die Raucherkabine das nächste Flughafenklo ist. Wer sich hier einfach mal hinstellt und beobachtet, der sieht einen Chinesen nach dem anderen reinkommen, sich vor dem Pissoir aufbauen, ordentlich aus allen Höhlen und öffnungen lautstark alles hoch- und runterziehen und dann genüsslich ins Email schleudern. Manche habens dabei ganz dringend, die ziehen schon gar nicht mehr hoch, wenn sie kommen sondern haben den ganzen Schnodder schon im Mund und spucken ihn dann nur noch aus.

Das hört sich jetzt ein bisschen so an, als ob die ganze Rotzerei und Spuckerei ein männliches Phänomen ist. Das ist aber nicht der Fall! Auch Frauen tun es. Und zwar ganz öffentlich. So zum Bespiel eine unserer Ayi`s. Ayi`s, das sind Haushälterinnen und jeder Westler der was auf sich hält hat so eine. Zum Saubermachen, oder Kochen oder Einkaufen oder was auch immer. Wir haben welche, die hier Putzen. Das heisst eigentlich sollten sie putzen, seit ich jedoch mehrfach beobachtet habe, wie die eine Ayi erst das Klo putzt und dann ganz genüsslich und von tief unten kräftig reinrotzt, weiss ich nicht ob der Begriff putzen hier überhaupt noch passt. Aber sie ist keine Ausnahme, vor allem bei den etwas einfacheren Leuten sieht man das Rotzphänomen auch oft bei Frauen. Die spucken dann direkt vor einem in den Mülleimer oder auf die Strasse wie wenn das das natürlichste der Welt ist. Ist es hier ja im Grunde auch, denn warum sollte jemand damit aufhören, wenn es keinen stört und das tut es hier ja offensichtlich keinen. Zumindest an den meisten Orten nicht. Interessant ist jedoch, dass währen der EXPO in Shanghai im Jahr 2010 die Regierung eine gross angelegte Benimm-Kampagne gestartet hat um das eigene Volk vor den ausländischen Besuchern etwas situierter  zu präsentieren. Da wurden dann überall “no spitting”, also “nicht spucken” Schilder aufgehängt. Gebracht hat das zumindest langfristig nichts, denn mittlerweile wird wieder überall gespuckt, was das Zeug hält.

Besonders schön ist das ganze übrigens im Winter. Nicht nur, dass da mehr Chinesen erkältet sind und damit vermehren Hochzieh-und-ausspuck-bedarf haben, sondern da bleibt das Zeug nicht nur liegen sondern friert auch noch ein. An Orten wo sich viele Menschen Aufhalten, gut das ist in China quasi überall, aber ich meine jetzt besonders gehäuft, also zum Beispiel an Taxiständen oder an Bushaltestellen oder wo viele Menschen rauchen, da sammeln sich dann ganze Schwärme dieser festgefrorenen Rotzflecken auf dem kalten Asphalt. Das ist nicht nur nicht schön anzusehen und drüberzulaufen, das ist vor allem auch saugefährlich, denn die Flächen werden natürlich rutschig und es möchte sich vermutlich keiner ausmalen, auf dem Auswurf fremder Leute auszurutschen und vor allem zu landen.

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Zielgerade

3 Feb
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Wir sind in China ja immer ein bisschen hinterher. Dieses Jahr genau gesagt 23 Tage. Denn hier gilt nach wie vor der Mondkalender und nachdem fing 2012 eben erst Ende Januar an. Es ist das Jahr des Drachen – des Wasserdrachen um genau zu sein. Ein gutes Jahr soll der verheissen – mit viel Erfolg und Geld, was in China eigentlich das Gleiche ist. Und ein gutes Jahr zum heiraten. Was auch wieder nicht verwundert, denn kommt Geld, kommt Heirat in China. Gegenüber dem eher laschen Hasen, der letztes Jahr regiert hat soll der Drachen es dieses Jahr richtig krachen lassen. Schauen wir mal, wie das mit den Weltwirtschaftsprognosen zusammengeht. Das mit den Sternzeitjahren funktioniert übrigens so: Es gibt 10 sogenannte “Himmelsstämme” (oder Elemente) wie zum Beispiel Feuer, Wasser, Metall und so weiter und 12 “Erdzweige” oder einfacher gesagt Tiere, also Hase, Pferd, Ratte und eben den Drachen und so weiter. Jedes Element kann mit jedem Tier kombiniert werden und wer in Mathematik damals beim Thema Faktor aufgepasst hat, der weiss, dass somit 60 Kombinationen möglich sind. Bedeutet also, dass jede Paarung aus Tier und Element (also zum Beispiel Wasser und Drache wie dieses Jahr) nur alle 60 Jahre und somit für die meisten Menschen nur einmal pro Leben vorkommt (zumindest bewusst).

Am Ende verheisst natürlich jede Kombination mehr oder weniger was gutes, so ähnlich wie es auch mit Horoskopen auch ist. Macht ja auch Sinn, denn wer will schon am Anfang des Jahres feststellen müssen; “Oh Mist, das Jahr der Metall-Ratte, das wird ja ganz ein übles Jahr, hoffen wir, dass es schnell vorbei geht. Das wäre ja blöd. Da haben sich die alten Chinesen schon was bei gedacht und so ist halt jede Kombination für was anderes besonders gut. Die eine um ein Haus zu bauen, die andere um ein Kind zu bekommen oder sich scheiden zu lassen, oder ein Auto zu kaufen oder was weiss ich. Das ganze mag sich ja für uns Westler recht eigentümlich und etwas ulkig anhören, für die Menschen hier bedeuten diese Symbole jedoch viel und manch einer richtet seine Hochzeit, seine Geschäftseröffnung oder den Einbau seiner Fertigküche durchaus nach den Sternzeichen.

Für mich wird das Jahr des Wasserdrachen relativ kurz, denn meine Tage im Reich der Mitte sind langsam aber sicher gezählt. Ende März geht es zurück nach Europa und ich möchte noch gar nicht an die Abreise denken. Die verbleibenden Tage sind also noch sinnvoll zu nutzen und ein Ziel ist die noch weissen Flecken auf der Asienlandkarte zu füllen. Gerade komme ich von Vietnam zurück. Alle Westler fliehen über “Chinese New Year” wenn irgendwie möglich aus China. Das liegt einerseits daran, dann in dieser Woche ALLE, also sprich rund eineinhalb Milliarden Chinesen unterwegs sind und Flüge, Züge, Hotels restlos überfüllt und zum anderen ist auch in Shanghai winter und mit fehlender Heizung und Isolation gibt es keinen Grund die Feiertage in der Wohnung zu verbringen. Vietnam ist da klimatisch besser dran und so ging es in einer kleinen Rundreise nach Hanoi und von da weiter in den Süden an den Strand bei Nha Trang. Schönes Land, freundliche Leute, gutes Essen – kurz zusammengefasst. Ach ja und Chinese New Year feiern sie da unten auch. Das heisst da Tet und es wird auch geböllert, aber eher zivilisiert mit einem schönen Feuerwerk wie bei uns und nicht wochenlang und vor allem nur Laut wie in China. Und Kuchen wird gebacken. Der sogenannte Tet-Kuchen. Das ist ne seltsam anmutende Pampe aus Reis und Früchten in Bananenblättern, die unglaublich lange gegaart wird. Probiert habe ich es nicht.

Da auch dieser Blog mit Ende des Aufenthalts sein Ende finden wird, viele Themen aber noch nicht behandelt wurden, wird sich der Style ein bisschen ändern. Die nächsten Einträge werden mehr eine Gebrauchswanweisung für Westler sein, die nach China kommen. Mitlerweile glaube ich da einen ganz gutes Insiderwissen aufgebaut zu haben und vielleicht interessierts ja den einen oder anderen, der in Zukunft hierher kommen wird.