Der Titel mag nicht-jugendfreien Inhalt suggerieren, doch keine Angst, es bleibt ganz sittlich. Die Dicke Berta um die es hier geht ist nicht etwa eine flüchtige one-night Bekanntschaft eines unserer männlichen Besucher aus dem „Gaga“, sondern eine wohlgesittete Dame aus Deutschland. Ihre Rundungen sind aber durchaus attraktiv, doch mit einer Größe von 24,45 Metern, einer Länge von 72,73m und einem stattlichen Gewicht von 277 Tonnen wären wohl auch die hartgesottenen unter meinen Freunden überfordert. Zudem besteht diese Rubensdame nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Stahl, Aluminium und modernen Composit-Materialien. Diese Lady hört auf den Namen „Zürich“ und ist der jüngste Spross der Lufthansa-Familie; ein Airbus A380. Der ein oder andere mag nun denken: „Naja ein A380 Flug ist jetzt nicht mehr gerade ne Sensation“ und da kann ich nur zustimmen – vorausgesetzt man fliegt als normaler Passagier in der Kabine. Ich hatte etwas mehr Glück, denn mein Fluglehrer aus Privatpilotenlizenztagen (bekannt aus früheren Blogeinträgen) hat sich mittlerweile vom A340 Kapitän auf den A380 umschulen lassen und meldet sich per Email bei mir um mitzuteilen, dass er mit der in Pilotenkreisen „dicke Berta“ genannten A380 Mitte November nach China kommt und er mich gerne auf dem Logenplatz im Cockpit mitnehmen würde.
Da ich just an diesem Tag sowieso einen Flug von Shanghai nach Zürich bereits gebucht hatte, dachte ich keine Sekunde darüber nach, mir diese einmalige Chance entgehen zu lassen und buchte so um, dass ich von Shanghai nach Peking und von da nach Frankfurt und weiter nach Zürich flog. Am Gate am Flughafen in Peking dann die erste Begegnung mit dem Riesenbaby, welches beeindruckend am zweistöckigen Fingerdock für zahlreiche Passagiere mit Fotoapparaten posierte. Ebenfalls beeindruckend war der Aufmarsch der dazugehörigen Crew, während rund 30 Stewardessen und Stewards schritten im Pulk zum Gate schritten. Allen voran die Cockpitcrew mit meinem Fluglehrer in spe und seinen zwei Kollegen – eine davon eine junge Pilotin. Freudige Begrüßung (wir hatten uns sicher eineinhalb Jahre nicht mehr gesehen, seit er mich damals noch im Cockpit des A340 zu meinem Aufenthalt in China geflogen hat), bevor ich der Crew vorgestellt wurde. „This is Markus, he is a friend of mine and will fly in the Cockpit today”.
Nach dem Boarding wurde ich direkt ins Cockpit begleitet, welches sich im A380 auf Höhe zwischen dem unteren und oberen Deck in der Mitte befindet und über eine Tür, hinter welcher sich eine kleine Treppe befindet, von der wiederum die privaten Schlafgemächer der Cockpit Crew und eine private Toilette abgehen (der Stolz der A380 Crews), erreichbar ist. Im Cockpit selbst waren der Captain und die beiden Co-Piloten mit den Flugbereitungen bereits fertig und ich nahm auf dem sogenannten „Jump Seat“ – das ist ein vierter, ausklappbarer Sitz direkt hinter dem Piloten, welcher vorne rechts sitzt – platz. Der A380 kann übrigens eigentlich von zwei Piloten geflogen werden, der dritte Pilot ist an Board, damit die Crew sich abwechseln kann und jeweils einer schlafen kann um bei Flügen über 8 Stunden die vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten.
Das Cockpit an sich unterscheidet sich auf den ersten Blick minimal von dem eines A319, 320 oder 340. Es ist etwas geräumiger und erstmals „papierlos“: Heißt alle zur Flugdurchführung notwendigen Dokumente wie Handbücher, Karten, Anflugkarten, Checklisten und so weiter sind digital vorhanden und über separate Monitore im seitlichen Bereich abrufbar. Ansonsten fällt auf, dass man erheblich höher sitzt – nämlich auf rund 9m.
Für China ungewöhnlich ging alles nach Plan und wir konnten pünktlich vom Gate zurück-gepushed werden und zum Runway rollen. Unterwegs die letzten pre-take-off checks, Durchsprache der Emergency procedures (zum Beispiel im Falle eines Startabbrucks, Vogelschlag, etc.) und dann standen wir auch schon auf der Bahn und beschleunigten zum „take off“. Interessant dabei ist, dass die A380 so gut motorisiert ist, dass sie mit rund 75% der maximalen Leistung bereits nach kurzer Strecke sanft abhebt. Kurz nach dem Take-Off ging es dann auf Reiseflughöhe und schon bald über die Mongolei, weiter über Russland, Polen und Deutschland nach Frankfurt. Der Flug selbst war absolut ruhig und so hatte ich die Möglichkeit, mich der Crew zu unterhalten, mir die technischen Neuigkeiten im A380 Cockpit erklären zu lassen und mich etwas in der Kabine umzusehen. Diese ist erstaunlich unspektakulär und wären da nicht die beiden Treppen vorne und Hinten zwischen dem oberen und unteren Stock könnte man kaum sagen ob man sich nun in einem A380 oder einem beliebigen, anderen Airbus befindet.
Manche behaupten, der A380 sei erheblich leiser – etwas was mir jetzt zumindest nicht deutlich aufgefallen ist. Die Business-Klasse, welche bei Lufthansa den ganzen, oberen Stock belegt und in der ich meinen Sitz hatte, unterscheidet sich ebenfalls nicht von der in anderen Lufthansa-Maschinen und auf Gimmicks wie eine Bar, wie sie z.B. Emirates hat wurde ebenfalls verzichtet.
Nach gutem Essen und etwas Schlaf ging ich rund 3 Stunden vor der Landung wieder zurück ins Flight Deck, wo der Kapitän nach seiner Pause gerade wieder den Kapitänsplatz übernommen hat. Noch ein bisschen Fliegertalk und dann begannen wir auch bereits den Sinkflug auf Frankfurt. Der manuelle Anflug und die Landung waren butterweich und dank günstigem Wind waren wir etwas zu früh da, weshalb das Gate noch nicht bereit war und wir noch etwas auf dem Vorfeld stehen durften. Dann rollen zur Parkposition, Motoren aus und als letzter verließ ich zusammen mit der Crew den Riesenvogel, der von außen so viel beeindruckender aussieht als von innen. Wie immer eine tolle Erfahrung und an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die Crew für das tolle Erlebnis aber auch die einzigartige rundum-Betreuung.
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