Kenza, Flo, Dennis, Joe, Ting auf der Dachterrasse des "Lost Heaven"

Kenza, Flo, Dennis, Joe, Ting auf der Dachterrasse des "Lost Heaven"

Eine Woche nach dem Hong Kong Wochenende waren gleich vier Besucher in unserer Wohnung zu Gast. Mit den üblichen zwei Stunden Flugverspätung reisten donnerstags erst Tin und Joe und am folgenden Freitag Melanie und Thomas nach Shanghai an. Alle vier waren bzw. sind auf Chinarundreise und kannten sich bis dato noch nicht.

Die Neuankömmlinge wurden standesgemäß mit einem Abendessen in unserem Besucher-Vorzeigerestaurant  „Lost Heaven“ am Bund zusammen mit unserer mittlerweile recht großen Expatfreundesfamilie begrüsst. Anschließend ging die Feier auf der absolut genialen Dachterrasse weiter (ja hier ist es noch warm genug um abends draußen zu sitzen) und von dort machte sich der ganze Tross auf in die French Concession wo`s im Sachas erst Cocktails und anschließend im Zapatas (legendärer Club in Shanghai der überhaupt gar nichts mit China zu tun hat, dafür das Klischee „alter, dicker, europäischer Mann mit junger, hübscher Chinesin“ voll und ganz befriedigt) abfeiern bis das Putzlicht anging. Hier trafen wir noch mehr Kollegen, Freunde und Freunde von Kollegen und unsere Besucher schienen das Shanhaier Nachtleben durchaus zu genießen.

Melanie und Thomas

Melanie und Thomas

Am Samstag war der für bisher alle Besucher obligatorische Fake-Market-Besuch angesagt  (natürlich kamen sie mit vollen, schwarzen Tüten zurück) und anschließend Großeinkauf im Stammladen „Olè“ (absoluter Hammerexklusivshop unter unserem Haus mit Schweizer Käse, deutschem Bier, italienischem Schinken und so weiter) in dem wir ca. 10KG Fleisch, Fisch und anderes Grillzubehör und zwei Fässer deutsches Bier kauften.

Grund für zweites war unsere längst überfällig Housewarming & Grilleinweihungsparty, zu der wir für diesen Abend bereits vor längerer Zeit eingeladen hatten.  Wir haben hier nämlich einen recht schönen Balkon mit schöner Aussicht über die Stadt. Während die meisten unserer Hausbewohner diesen weder nutzen, noch irgendwie dekorieren, haben wir unseren vor kurzem mit Liegestühlen, einem Teak-Tisch, zwei dazugehörenden Stühlen und natürlich einem Holzkohlegrill ausgestattet.

Housewarmingvorbereitungen

Housewarmingvorbereitungen

Ca. 30 Leute sollten zur Party kommen und just an diesem Abend fiel im gesamten Haus das Wasser aus. So etwas verwundert einem in diesem Land ja nach einer Weile schon gar nicht mehr, aber der Gedanke, 30 biertrinkende Gäste in der Wohnung zu haben und keine funktionierende Toilettenspülung beunruhigte mich dann doch etwas.  Auf die Nachfrage beim Conciergen, wann das Wasser denn vermutlich wiederkäme kam eine sehr typisch chinesische Antwort: „Water will come soon“. Na dann. Tatsächlich kam es dann auch mit den ersten Gästen zurück und so nahm unsere kleine Grillfeier ihren Lauf, wobei die durch den Wind im 27sten Stock herum- und in die Wohnung fliegende Asche einige Kollateralschäden anrichtete. Gut, dass ein Teppich 2 Seiten hat.

Nach gemeinsamem Frühstück, welches eher den Namen Brunch verdient hätte fuhr Ting am Sonntagmorgen zurück nach Hong Kong  und der Rest des Trosses machte sich auf die „große Shanghai Sightseeingtour“ inkl. „old town“ mit „bird and insect market“, Nanjing road, People Square, Bund und einem Abschlusswein in der absolut gigantischen „Vue Bar“ im Dachgeschoss des „Hyatt“ am Bund mit unglaublicher Aussicht über das nächtliches Shanghai. Montagabend gab’s dann noch ein Abschiedsessen im „Melones“, einem Irish Pub das Montags Riesenburger inkl. Getränk und Live-Musik für 50 Yuan offeriert. Am nächsten Tag gings dann für Melanie und Thomas zurück ins kalte Deutschland und für Joe weiter ins kalte Peking. Euch vieren vielen Dank für das tolle Wochenende und ihr wart super Gäste. Ihr seid jederzeit wieder herzlich willkommen.

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Copies so weit das Auge reicht. Brillen, Uhren, Taschen, Kleider und Golfausrüstungen sind nur ein Auszug aus dem Fake-Angebot

Copies so weit das Auge reicht. Brillen, Uhren, Taschen, Kleider und Golfausrüstungen sind nur ein Auszug aus dem Angebot

Sogenannte “Fake markets” gehören zu China wie die grosse Mauer, der Bund und die Essstäbchen und sie sind meist etwas düster anmutende, nicht selten unterirdische Einkaufslabyrinthe, in denen man alle bekannten, teuren und trendigen Marken der Welt findet, eine Sache aber auf keinen Fall: Originale.
Hier ist von der Rolex, über die Gucci-Handtasche bis hin zum Iphone und der Canon-Fotokamera alles gefälscht, oder wie der chinese es vorzieht zu sagen: kopiert. Eine der grossen Fake-Malls findet man in der Metrostation “Science and Technology Museum” etwas ausserhalb des Zentrums und hier wird auf der Fläche mehrer Fussballfelder in unzähligen, teilweise winzigen Shops alles angeboten, was vor allem das westliche Touristenherz begehrt. Aebercrombie Poloshirts, Bossanzüge, Apple Ipods, Energie Jeans, Jimmy Joo Handtaschen, IWC Uhren, Ray Ban Sonnenbrillen türmen sich regelrecht in den kleinen Räumchen, vor denen jeweils mindestens ein chinesischer Verkäufer sitzt oder steht und einem mit Sätzen wie “Hello my Friend, do you need watch?” oder “Come see my shop, cheaper for you!” davon überzeugen wollen, bei ihnen das Schnäppchen des Lebens zu machen.

Alles was es in "Echt" gibt, gibt es auch hier. Und was nicht vorrätig ist wird kurzfristig besorgt.

Alles was es in "Echt" gibt, gibt es auch hier. Und was nicht vorrätig ist wird kurzfristig besorgt.

Im jedem Shop selbst gibt es grundsätzlich alles und was nicht vorrätig ist, wird kurfristig bei einem befreundeten Store, im Lager oder wo auch immer besorgt. Egal welche Grösse, Farbe, Länge, Breite – alles ist grundsätzlich möglich. Und so kann man ein und dasselbe Poloshirt wahlweise mit einem Krokodil, einem Elch, einem Polospieler oder einem Paul Smith Schriftzug kaufen. Jeans unterscheiden sich grundsätzlich nur im Bundumfang und werden nach Bedarf in 2 Minuten kostenlos auf die richtige Länge zugenäht.

Hat man in den Bergen von Überangebot etwas passendes gefunden (anprobiert wird in den winzigen Läden, die natürlich über keine dafür vorgesehenen Kabinen verfügen – das erledigt ein vorgehaltenes Tuch), geht es an die Verhandlung und die kann mit unter anstrengend werden, ist aber unerlässlich. Wer hier zum Inititalpreis kauft, der wird böse über den Tisch gezogen. Und weil man das nicht will und der Verkäufer weiss, dass man weiss, dass er einem über den Tisch ziehen will, geht so ein Verhandlungsgespräch, dem immer gleichen Prozedere folgend, folgendermassen von statten:

Käufer: “What price?” (Eine simple, englische Ausdrucksweise vereinfacht das ganze enorm)

Verkäufer: Zückt Taschenrechner (IMMER – auch wenn er englisch kann) und tippt Mondpreis ein

Käufer: Lacht herzlich und schüttelt den Kopf, gefolgt von einem “way too expensive”

Verkäufer: “Give me price”

Käufer: Tippt max. 20% des Mondpreises in Taschenrechner ein

Verkäufer: Schaut entsetzt, nimmt einem Ware weg, sagt “cannot, loose money”

Käufer: Ok, läuft weg

Verkäufer: folgt einem aus dem Laden und sagt: “Ok friend, give me last price”

Käufer: sagt gleichen Preis wie eingetippt

Verkäufer: “Come on, too little money, give me little bit more”

Käufer: “No” läuft abermals weg

Verkäufer: nähert sich nun in 10 Yuan (1 Euro) Schritten dem Preis des Kunden an

Das Spiel geht so ca. 5 Minuten

Wenn der Käufer nicht nachgibt bekommt er irgendwann die Ware in die Hand gedrückt mit dem Satz “give me money” – das bedeutet soviel wie: ok, ok, ich akzeptiere Dein Angebot.

Wichtigstes Kommunikationsmittel beim Fake-Kauf: Der Taschenrechner

Wichtigstes Kommunikationsmittel beim Fake-Kauf: Der Taschenrechner

Wichtig bei diesem Spiel ist, dass man sich vorher über die “Marktpreise” informiert hat. Eine “original Copy” Markenuhr darf dabei nicht mehr als 200 Yuan (für eine Automatikuhr in akzeptabler Qualität) und ein Poloshirt (Marke egal) nicht mehr als 40 – 50 Yuan (5 Euro) kosten. Die ersten Verhandlungen sind für einen ungeübten Europäer mitunter recht unangenehm, man gewöhnt sich aber schnell daran und wer freundlich bleibt und es als kleinen Wettbewerb sieht, der hat mitunter sogar seinen Spass dabei. Anstrengender als ein Einkauf bei Bräuninger, bei dem man die Ware einfach vom Ständer nimmt und den ausgeschriebenen Preis zahlt ist das ganze allerdings dennoch – dafür aber auch viel günstiger. Eines sollte man allerdings nicht erwarten: Dass die Fakes ewig halten und nach dem Waschen stets noch so aussehen wie davor. Qualität hat eben doch ihren Preis.

3 der bekanntesten “Fake markets” in Shanghai:

  • Metro station “Science and Technology Park”
  • Lisas Fake shop mit abenteuerlicher Schranktür und Hinterzimmer: Nan Jing E Road 61
  • Fake Market, 580 West Nanjing Road
  • Shanghai Hongqiao Int’l Pearl City, 3721 Hongmei Road

An dieser Stelle noch ein Hinweis:

Das Einführen von gefälschter Markenware in die meisten EU-Länder (inkl. Schweiz) ist strafbar. Das sollte man bei all den verlockenden Angeboten im Hinterkopf behalten. Manch einen Westler sieht man auf dem Fake Market auch gleich den passenden, gefälschten Samsonite-Koffer kaufen um die erstandene Waren nach Hause transportieren zu können. Wer so auffällig durch den Zoll gehen will, der darf sich nicht wundern, wenn der Zöllner genauer hinschaut.

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