Wer plant, für längere Zeit in China zu leben ohne in regelmäßigen Zyklen das Land zu verlassen um dann erneut einzureisen, weil das Standardvisum nur für eine Dauer von 90 Tagen am Stück gilt, der wird sich irgendwann für ein sogenanntes „Z-Visa“ bewerben (müssen). Um dieses zu erhalten muss man sich einem ausführlichen Gesundheitscheck unterziehen  - der „Physical Examination“, wie es so schön heißt.
Wer wie ich in Shanghai wohnt, der tut dies normalerweise auch hier. Aus Erzählungen weiß ich, dass das ganze hier effizient, schnell, sauber und modern abläuft. Wer sein Visum aus verschiedenen Gründen schnell und nicht ganz der üblichen Bürokratie folgend braucht, der muss hoffen, dass sein Arbeitgeber gute Verbindungen zu den lokalen Behörden hat (was in meinem Fall so ist) und sich gegebenenfalls darauf einlassen, dass er den Gesundheitscheck nicht im zivilisierten Shanghai, sondern im eher ursprünglich-chinesischen „Changzhou“ über sich ergehen lassen darf.
Ăśber diese charmlose Industriemollochstadt habe ich an dieser Stelle ja bereits mehrfach berichtet.
So war es dann auch in meinem Fall. Man begibt sich zu diesem Zweck also (nachdem man 12 Stunden weder getrunken, noch gegessen hat, weil das verboten ist) zu einer Behörde mit dem wohlklingenden Namen: „Department of Health Quarantine Supervision“.
Dort angekommen ist man gut beraten, einen Local zur Seite zu haben, der sich um die Anmeldung und den Papierkram kümmert (und auch gleich für einem die Gesundheitsfragen beantwortet, ohne einem dazu eine einzige Frage zu stellen). Ein paar Passbilder abgeben und zusätzlich noch ein Foto machen lassen, die Daten aus dem Reisepass in den Computer übertragen (das dauert am längsten von allem) und los geht’s mit den Worten; „now give some blood“. Die erste von insgesamt 8 Stationen (die in Form eines Prozessidagramms schemenhaft an der Wand hängen) ist also die Blutentnahme. Dazu legt man sich nicht etwa in einem geschlossenen Raum auf eine Liege, sondern setzt sich auf einen freien Hocker vor einem von insgesamt 4 bankschalterähnlichen Scheiben , legt seinen Arm durch die Öffnung im Glas auf ein (ziemlich unappetitliches) Kissen und lässt sich dann mitten im Flur, in einer Reihe mit vier weiteren, wildfremden Menschen zwei Röhrchen Blut abzapfen. Pflaster gibt’s danach keins – ein Wattebausch zum draufdrücken tut`s genauso.
Es folgen weitere 7 Stationen mit so vielversprechenden Namen wie „Surgery Department“, „Internal Medicine Department“ und „EKG Department“  in denen man gemessen, gewogen und geröntgt wird – teilweise mit Apparaturen, die an die Beginne der Schulmedizin erinnern (das Röntgengerät funktioniert noch mit groĂźen Filmplatten und wir durch Unterlegen einer Kartonschachtel in die richtige Position gebracht). Neben Ultraschall und EKG besucht man auf seinem Weg durch die einzelnen Zimmer auch einen HNO-Arzt, der einem mit Hilfe einer herkömmlichen Stehlampe in Ohren und Nasen schaut und bei dem man erkennen muss, dass der Lappen, den man unter die Nase gehalten bekommt nach Essig riecht – was auch immer das ĂĽber meine Gesundheit aussagt.
In einem weiteren Raum wird man abgehört und abgetastet – und das passiert (bei uns undekbar) keineswegs unter Ausschluss der Ă–ffentlichkeit. Umgeben von mindestens 8 weiteren, wartenden Chinesen öffnet man sein Hemd, lässt sich abhören und auf dem Bauch rumdrĂĽcken. Die ganze Prozedere mit allen Stationen inkl. Sehtest, Urinprobe, Ermittlung des “Body Mass Index” und Blutdruckmessen dauert ca. 1 Stunde (wenn man wie ich jemanden aus der Firma hat, der sich jeweils an der nächsten Station in die Reihe stellt) und mit Hilfe eines Laufzettels lässt man sich die einzelnen Stationen quittieren.
Das Ergebnis des Ganzen und ob man nun tauglich ist in China zu wohnen oder nicht erfährt man natürlich nicht sofort, sondern ein paar Tage später per Post. Sollte sich dabei rausstellen, dass man an einer ansteckenden Krankheit leidet, so wird diese Information laut Ablaufdiagramm übrigens direkt an die Polizei weitergeleitet, die einem auf kürzestem Weg aus dem Land bringt. Sollte ich also den nächsten Beitrag von der Schweiz aus schreiben, war irgendwas nicht in Ordnung.
Für Touristen und Personen, die nur bis maximal 90 Tage im Land sind gibt es diese Gesundheitschecks im Übrigen nicht. Macht ja auch Sinn, denn schliesslich sind nur Menschen mit gefährlichen Krankheiten ansteckend, die planen für länger zu bleiben. Wie auch immer, dass Logik hier nicht immer die Basis von Entscheidungen ist lernt man schnell und so macht man den Spass halt mit.
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