Phase 2: Beijing oder „Peking süß-sauer“

Angekommen am Bahnhof in Peking geht’s auch gleich ins erste Taxi mit unserer Wegbeschreibung auf Chinesisch. Gepäck in den Kofferraum, Freundin auf die Rückbank und ich setz mich neben den Fahrer und zeig Ihm das kleine Kärtchen mit den schönen Zeichen drauf, die für mich genauso aussehen, als hätte ein Grundschüler den „Massenmord der Strichmännchen“ gezeichnet….egal…. Hauptsache der Taxifahrer kann es lesen und weiß wo es hingeht! Er nickt und dreht das Zündschloss um. Motor an, anfahren im 3. Gang… mittlerweile kennen wir das Spielchen schon…doch dann, kaum 5m gefahren fährt er rechts ran schaut mich fragend an und erzählt mir eine Story auf Chinesisch.
„Guter Mann, leider verstehe ich Sie und Ihre Sprache nicht und kann Ihnen nicht weiterhelfen!“ (Anm.d.Red. Wortlaut wurde leicht geändert) erwidere ich auf Deutsch.
Nach langen fünf Minuten haben wir uns endlich verstanden… er will das Hotel anrufen und nach dem Weg fragen… „Sag das doch gleich!“ denk ich mir noch und zeig Ihm die Telefonnummer.
Um das ganze nun zu kürzen: Der Fahrer wusste nicht wohin, die Hotelfrau konnte es Ihm nicht erklären und wir konnten weder chinesisch noch hatten wir eine Karte, wo wir das ganze hätten zeigen können und so kam es, dass uns der Fahrer in einem Radius von ca. 5km in der Nähe des Hotels abgesetzt hat.
Da stehen wir nun, zwei Europäer mit großen Rucksäcken in Mitten einer Kreuzung, völlig von Chinesen umgeben und kein Plan wohin!
Erster Hoffnungsschimmer: Wir sind anscheinend in der richtigen Straße. Was macht ein Westler logischerweise in so einem Fall? Richtig ! Er läuft die Straße ab und schaut nach der richtigen Hausnummer. Einziges Problem: Die Chinesen nehmen es mit Hausnummern und Straßennahmen nicht ganz so genau. Nachdem wir nun 20 Minuten die Straße hoch und runter gelaufen sind kam von meiner Freundin die Aussage, die jede Frau in solch einer Situation einfällt und jeder Mann nur ungern hört….“Wir fragen jetzt nach dem Weg!“
Mir fielen sofort die Worte meines Bruders ein „In Peking kommst mit Englisch nicht weit….“, naja wir dachten, dass es schon nicht so schlimm sein wird. Schließlich ist Peking die Hauptstadt eines Landes, das auf einer Höhe mit USA steht.
Wir mussten leider feststellen, dass die Aussage meines Bruders doch wahrheitsgemäß war. Weder junge noch alte Chinesen haben uns verstanden und selbst wenn wir uns irgendwie mit Händen und Füßen verständigen konnten, haben sie uns noch in die falsche Richtung geschickt (Was, wie wir erfahren haben durchaus üblich für Chinesen ist, wenn sie keinen Plan haben wo etwas ist !).
OK ! Schluss mit den Spielchen ! Unsere Geduld war langsam am Ende. Ich entschied mich mein Handy auszupacken, das Roaming einzuschalten und die Karte anzuschauen (fortan war das unser Navigations- und Verständigungsmittel Nummer 1 ! )…alles Andere hatte ja keinen Zweck.
So hatten wir es auch endlich geschafft unser Hotel zu finden. Im Hotel dann der nächste Rückschlag. Wir hatten extra ein Hotel mit „English Speaking Personell“ gebucht, da wir ja sicherlich Fragen zur Stadt usw. haben würden. Es stellte sich heraus, dass sich das „English Speaking“ auf „Welcome“ beschränkte und ansonsten war unser pantomimisches Können gefragt.
Langsam dämmerte mir, dass hier in Peking wohl TATSÄCHLICH keiner Englisch spricht !
Die Einzige, die dies noch nicht wirklich glauben konnte und bis heute auch noch nicht verkraftet hat, ist meine Freundin.
Es war immer wieder süß anzuschauen, wenn meine Freundin versuchte mit Chinesen zu kommunizieren. Ich weiß nicht genau welcher Logik Sie dabei verfolgte, aber es zog sich wie ein roter Faden durch den Urlaub, dass immer wenn ich jemanden angesprochen habe mit z.B. „ Where this ??“ und mein Gegenüber schon diese simple Frage nicht verstanden hat, Sie es gutmütig mit einem astreinen und wunderschön ausgesprochenem Oxford-English „Sorry, could you please give us any advice, where we could find this building ?“ versuchte.
Irgendwie mit Hilfe von Füßen, Händen und iPhone haben wir uns auch die nächsten Tage zurecht gefunden und konnten somit das übliche Peking-Programm abspulen:
Verbotene Stadt (sehr imposant), The Great Wall (interessant und schön, wenn man den richtigen Abschnitt besucht), Tian’Anmen Square (sehr groß und viele Chinesen in Uniform), Da Dong Restaurant (Beste Peking-Ente ! Ein Muss !), Himmels-Tempel (sehr schöner Park) und Sommer-Palast (meiner Meinung nach der schönste Ort in Peking).

Phase 3: Guillin oder „Das andere Gesicht Chinas“

Zurück aus Peking ging es auch gleich schon weiter mit dem Flugzeug nach Guillin.
Wie Guillin so ist und was wir erlebt haben kann man wunderschön in dem Bericht von meinem Bruder über Guillin nachlesen.
Um es nur kurz aus meiner Sicht zu beschreiben: Wem Thailand gefällt, dem wird auch Guillin gefallen ! Es ist einfach komplett anders als Shanghai und Peking. Es ist grün, es hat Berge, Flüsse und Seen und vermittelt einem auch wirklich das Gefühl von Urlaub und richtigem Backpacker-Feeling.

Phase 4: Back in Shanghai oder „China-Touristen v.2.0 (China patch)”

Die letzten Tage in Shanghai waren genau so interessant, lustig und beeindruckend wie alle Tage zuvor. Nur war da nun dieser eine Unterschied: Wir haben uns an China und die Chinesen gewöhnt.
Wir waren nun eine bessere und erfahrenere Ausgabe des China-Touristen… wir waren China-Touristen v.2.0 !
Das bedeutet nicht, dass wir nun chinesisch sprechen konnten. Es bedeutete auch nicht, dass wir uns mit den Taxifahrern verständigen konnten, es bedeutete nicht einmal, dass wir uns an das ewige Spucken immer und überall gewöhnt hatten.
Nein, es bedeutete schlicht, dass es uns einfach egal war !
Wir haben es einfach hingenommen. Wir befanden uns quasi in einem Modus, der meiner Meinung nach von den meisten, in China wohnenden Westlern, eingenommen wird.
Wir mussten weiterhin mit Händen, Füßen und iPhone den Taxifahrern erklären wo wir hin wollten. Wir haben weiterhin zuerst 3 andere Bahnhöfe angefahren wenn wir eigentlich zu einem bestimmten Bahnhof wollten. Wir konnten weiterhin weder ein Wort lesen noch sprechen. Kinder haben immer noch mit ihrer „Schnellscheisser-Hose“ ihr Geschäft mitten auf der Straße erledigt und Schildkröten und Frösche waren immer noch lebendig in Netze verpackt im Kühlregal.
Das alles war weiterhin befremdlich und teilweise unverständlich für uns…aber wir haben es einfach hingenommen. Es störte uns einfach nicht mehr wenn wir nichts verstanden haben !

Das ist wohl letzten Endes auch der einzige Weg, wie man in China als Westler zurecht kommt und wie man auch dieses Land und seine tausend verschiedene Gerüche, Landschaften und Eindrücke erleben kann.
Uns Westlern wird in die Wiege gelegt über alles nachzudenken, alles logisch zu betrachten und zu beurteilen. Alles verstehen zu müssen !
Doch will man China und seine Menschen wirklich erleben und auch genießen können, sollte man vielleicht einfach mal die Ketten der Logik ablegen und diese wundervollen Eindrücke wirken lassen ohne dabei zwingen irgendetwas verstehen zu wollen !

Mit diesen Gedanken setzten wir uns, wie man so schön sagt, mit einem tränenden und einem lächelnden Auge in den Flieger in Richtung Deutschland.
An Board lernten wir eine junge chinesische Mutter aus Trier kennen. Sie sprach perfekt deutsch und wir freuten uns endlich mal mit jemanden aus China kommunizieren zu können. Ich weiß nicht ob das die Regel ist oder ob es einfach nur purer Zufall war, doch wie es das Klischee so will, kam bei dem Gespräch heraus, dass sie mit ihrem chinesischem Mann zusammen ein China-Restaurant führt… Meine Freundin und ich schauten uns schmunzelt an….Schnell wechselten wir das Thema und schauten ihren wirklich süßen Sohn an, der chinesischer nicht aussehen konnte.
„Wie heißt denn der kleine ?“ fragten wir in Erwartung jetzt irgend ein komplizierten kaum auszusprechenden Namen zu hören… „Maximilian !“ antwortete die Mutter …..Meine Freundin und ich schauen uns ernüchternd an….. Schweigen……innerliches Kopfschütteln………………………

KOMISCHE CHINESEN !

So Long ;) …. Und noch einmal einen herzlichen Dank an unsere Gastgeber

Alle Fotos in diesem Artikel aufgenommen von Thomas Köpfli. Vervielfältigung nur mit Zustimmung.


Mehr Fotos (auch von Tommy) unter: www.chinapictured.com

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