Mit 54,3kg verteilt auf 3 Koffer und einer Tasche gehts am 26.06. ab Kloten richtung neuer Heimat Shanghai. Zuerst mit Swiss in einem Flug mit traumhafter Aussicht auf die Alpen und den Bodensee nach München. Es gibt zwar auch einen Direktflug von Zürich nach Shanghai, aber dieser ist einerseits ein Tagflug und daher nicht sonderlich angenehm und zweitens bin ich in München mit Andreas verabredet. Andreas ist ein Freund, mein Fluglehrer aus der Flugschülerzeit und vor allem A340 Kapitän bei der Lufthansa.
Bereits vor einigen Wochen habe ich Andreas von meinem Auswanderplänen erzählt und er hatte zufälligerweise gerade an meinem Abreisewochenende Shanghai auf seinem Flugplan stehen. Vor ca. einem Jahr hatte ich schon einmal das Vergnügen, mich von Ihm von Shanghai nach Hause fliegen zu lassen.
Die erste freudige Überraschung wartete dann beim Boarding: Beim scan meiner Boardkarte spuckt das Terminal einen Kassenbon aus. Die Information darauf: “Your new seat number: 7D – Business” (ich war economy gebucht). Es war klar, dass dieses Upgrade kein Zufall war. Beim Einsteigen meldete ich mich dann bei der Stewardess, welche meinen Namen gleich erkannte und mich ins Cockpit des A340-600 begleitete – mein eigentlicher Platz für diesen Flug.
Es war toll, Andy nach so langer Zeit wieder zu sehen. Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht meinte er nur zu mir: “Wir mussten dich leider umsetzen, hinten war`s einfach zu voll”. Die zwei anderen Piloten begrüsst, noch kurz zurück an den eigentlichen Sitzplatz um mein Handgepäck zu verstauen und den Sitznachbarn darüber zu informieren, dass ich die meiste Zeit nicht da sein werde (beim letzten Cockpitflug hat mein Nebensitzer mein Gepäck als “unbeaufsichtigt” der Stewardess gemeldet) und dann zurück nach vorne, wo`s auch gleich los ging.
Push back, Anlassen, Taxi, Startvorbereitung und schon standen wir auf der 26, bereit zum Start. Eigentlich alles wie bei uns “kleinen”, nur dass wir den Pushback selbst und manuell machen.
Der Flug ansich war ruhig, Andy und seine zwei Kollegen haben mir alle Fragen ausführlich und geduldig beantwortet und während jeweils einer der Piloten für 3 Stunden in der kleinen Kabine hinter dem Cockpit schlafen ging, tat ich das selbe auf meinem Platz in der Kabine (Auf so einem Langstreckenflug passiert im Cockpit nicht sonderlich viel). Nach 10h begann bereits der Anflug auf Pudong Intl. – der internationale Flughafen Shanghais.
Das Wetter in Shanghai für die Jahreszeit typisch: Tiefe Bewölkung bis 90m über dem Boden, heiss und schwül. Wir sahen die Bahn erst kurz vor dem Aufsetzen, aber der junge Co-Pilot hat butterweich aufgesetzt.
Vom Flughafen gings per Hotelshuttle dann schwer bepackt erst zum Hotel und von da mit der Crew zum Abendessen ins “Grape” – ein Chinese mit vereuropäisierter Küche, spezialisiert auf Lufthansa-Crews. Ein lustiger Abend und nach zwei Tsingtao (lokale Biermarke) und einer ersten Irrwanderung durch Shanghai auf der Suche nach dem Millenium-Hotel (musste mich dann doch vom Taxi fahren lassen, weil ich es nicht gefunden habe) ging der erste Tag in der neuen Heimat zuende. Es war Sonntag und bereits am nächsten Tag der erste Arbeitstag.