Sogenannte “Fake markets” gehören zu China wie die grosse Mauer, der Bund und die Essstäbchen und sie sind meist etwas düster anmutende, nicht selten unterirdische Einkaufslabyrinthe, in denen man alle bekannten, teuren und trendigen Marken der Welt findet, eine Sache aber auf keinen Fall: Originale.
Hier ist von der Rolex, über die Gucci-Handtasche bis hin zum Iphone und der Canon-Fotokamera alles gefälscht, oder wie der chinese es vorzieht zu sagen: kopiert. Eine der grossen Fake-Malls findet man in der Metrostation “Science and Technology Museum” etwas ausserhalb des Zentrums und hier wird auf der Fläche mehrer Fussballfelder in unzähligen, teilweise winzigen Shops alles angeboten, was vor allem das westliche Touristenherz begehrt. Aebercrombie Poloshirts, Bossanzüge, Apple Ipods, Energie Jeans, Jimmy Joo Handtaschen, IWC Uhren, Ray Ban Sonnenbrillen türmen sich regelrecht in den kleinen Räumchen, vor denen jeweils mindestens ein chinesischer Verkäufer sitzt oder steht und einem mit Sätzen wie “Hello my Friend, do you need watch?” oder “Come see my shop, cheaper for you!” davon überzeugen wollen, bei ihnen das Schnäppchen des Lebens zu machen.
Im jedem Shop selbst gibt es grundsätzlich alles und was nicht vorrätig ist, wird kurfristig bei einem befreundeten Store, im Lager oder wo auch immer besorgt. Egal welche Grösse, Farbe, Länge, Breite – alles ist grundsätzlich möglich. Und so kann man ein und dasselbe Poloshirt wahlweise mit einem Krokodil, einem Elch, einem Polospieler oder einem Paul Smith Schriftzug kaufen. Jeans unterscheiden sich grundsätzlich nur im Bundumfang und werden nach Bedarf in 2 Minuten kostenlos auf die richtige Länge zugenäht.
Hat man in den Bergen von Überangebot etwas passendes gefunden (anprobiert wird in den winzigen Läden, die natürlich über keine dafür vorgesehenen Kabinen verfügen – das erledigt ein vorgehaltenes Tuch), geht es an die Verhandlung und die kann mit unter anstrengend werden, ist aber unerlässlich. Wer hier zum Inititalpreis kauft, der wird böse über den Tisch gezogen. Und weil man das nicht will und der Verkäufer weiss, dass man weiss, dass er einem über den Tisch ziehen will, geht so ein Verhandlungsgespräch, dem immer gleichen Prozedere folgend, folgendermassen von statten:
Käufer: “What price?” (Eine simple, englische Ausdrucksweise vereinfacht das ganze enorm)
Verkäufer: Zückt Taschenrechner (IMMER – auch wenn er englisch kann) und tippt Mondpreis ein
Käufer: Lacht herzlich und schüttelt den Kopf, gefolgt von einem “way too expensive”
Verkäufer: “Give me price”
Käufer: Tippt max. 20% des Mondpreises in Taschenrechner ein
Verkäufer: Schaut entsetzt, nimmt einem Ware weg, sagt “cannot, loose money”
Käufer: Ok, läuft weg
Verkäufer: folgt einem aus dem Laden und sagt: “Ok friend, give me last price”
Käufer: sagt gleichen Preis wie eingetippt
Verkäufer: “Come on, too little money, give me little bit more”
Käufer: “No” läuft abermals weg
Verkäufer: nähert sich nun in 10 Yuan (1 Euro) Schritten dem Preis des Kunden an
Das Spiel geht so ca. 5 Minuten
Wenn der Käufer nicht nachgibt bekommt er irgendwann die Ware in die Hand gedrückt mit dem Satz “give me money” – das bedeutet soviel wie: ok, ok, ich akzeptiere Dein Angebot.
Wichtig bei diesem Spiel ist, dass man sich vorher über die “Marktpreise” informiert hat. Eine “original Copy” Markenuhr darf dabei nicht mehr als 200 Yuan (für eine Automatikuhr in akzeptabler Qualität) und ein Poloshirt (Marke egal) nicht mehr als 40 – 50 Yuan (5 Euro) kosten. Die ersten Verhandlungen sind für einen ungeübten Europäer mitunter recht unangenehm, man gewöhnt sich aber schnell daran und wer freundlich bleibt und es als kleinen Wettbewerb sieht, der hat mitunter sogar seinen Spass dabei. Anstrengender als ein Einkauf bei Bräuninger, bei dem man die Ware einfach vom Ständer nimmt und den ausgeschriebenen Preis zahlt ist das ganze allerdings dennoch – dafür aber auch viel günstiger. Eines sollte man allerdings nicht erwarten: Dass die Fakes ewig halten und nach dem Waschen stets noch so aussehen wie davor. Qualität hat eben doch ihren Preis.
3 der bekanntesten “Fake markets” in Shanghai:
- Metro station “Science and Technology Park”
- Lisas Fake shop mit abenteuerlicher Schranktür und Hinterzimmer: Nan Jing E Road 61
- Fake Market, 580 West Nanjing Road
- Shanghai Hongqiao Int’l Pearl City, 3721 Hongmei Road
An dieser Stelle noch ein Hinweis:
Das Einführen von gefälschter Markenware in die meisten EU-Länder (inkl. Schweiz) ist strafbar. Das sollte man bei all den verlockenden Angeboten im Hinterkopf behalten. Manch einen Westler sieht man auf dem Fake Market auch gleich den passenden, gefälschten Samsonite-Koffer kaufen um die erstandene Waren nach Hause transportieren zu können. Wer so auffällig durch den Zoll gehen will, der darf sich nicht wundern, wenn der Zöllner genauer hinschaut.
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Wenn heute Abend wieder mal nichts geht, wunder dich nicht: die Viagras sind auch fake.
(hab ich gelesen)
Zu dem Bericht fällt mir nur noch ein: “Wanna buy Flog ? “
Ich weiss noch als wir in Thailand auf den Thieves’ Night Market gingen und fake La Coste Poloshirts kauften vor 20 Jahren. Auch die waren von bester Qualität und blieben in der Form und Farbe wie neu. Erstaunlich gute Qualität. Die kamen wahrscheinlich damals auch von China. Die Chinesen sollten unter ihrem Namen, solche Produkte exportieren. Die sind gut. Eine absolute Marktlücke. How about creating a brand?