á, ǎ, à – oder ahh, a, aoo

30 Aug
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Ein Buchstabe - vier Aussprachemöglichkeiten. Wer Silben falsch betont sagt etwas ganz anderes als er meint.

Ein Buchstabe - vier Aussprachemöglichkeiten. Wer Silben falsch betont sagt etwas ganz anderes als er meint.

Dass man in China gar nicht, aber auch in Shanghai mit Englisch nicht wirklich weit kommt, das wurde an dieser Stelle ja bereits mehrfach berichtet. Und dass jeder Versuch mit einem Taxi tatsächlich dort anzukommen, wo man hin will kläglich scheitern wird, wenn man keine entsprechende Karte mit chinesisch geschriebener Adresse besitzt, oder den Namen des Ziels korrekt aussprechen kann, das ist mitlerweile auch bekannt.

Diese Tatsache führt dazu, dass man hier als Ausländer zeitweise recht hilflos unterwegs ist und sich gegeüber seinen Fahrer, Kellner und Verkäufer ziemlich ausgeliefert fühlt. Mein bisher angesammelter Chinesischwortschat, der sich auf die absoluten Basics, wie etwa  “Guten Tag” (Xie, Xie – gesprochen “Schie, Schie”), “Danke”, “Bitte”, “Links”, “Rechts”, “Nicht haben” (das lernt man als eines der ersten überhaupt) beschränkt, kommt man auf Dauer leider nicht sonderlich weit.

Um das zu ändern und sich etwas selbständiger bewegen zu können und auch um mehr mit nicht englischsprechenden Mitmenschen hier in Kontakt kommen zu können, kommt jetzt einmal in der Woche “Sissi” zu uns nach Hause.

Sissi ist etwa mitte 20, unsere Chinesischlehrerin und versucht uns jeweils Montagabends diese eigenartige Sprache etwas näher zu bringen. Heute war die erste Stunde und meine Hoffnung, danach in der Lage zu sein, übers Telefon selbständig eine Pizza mit Schinken und Pilzen bestellen zu können wurde jäh zerstört.

Stattdessen durften wir eine Stunde lang albern klingende Laute wie “pa”, “ma”, “da”, “Sche”, “Schö”, “Ei”, “Ai”, in allen denkbaren intonationsfarben nach- naja sprechen kann man nicht sagen – eher -machen.

Das ganze nennt sich “Pinyin” und ist die offizielle, “Phonetische Umschrift” (sprich Lautschrift) bei der Akzente über den Buchstaben die Art der Aussprache symbolisieren. Hört sich simpel an, ist aber verdammt schwer zu lernen, da eine falsche Betonung hier erhebliche Unterschiede in der Bedeutung verusacht. Ein schönes Beispiel dafür ist das Wort “Ma”, welches je nach Betonung “Pferd”, “Mutter”, “beschimpfen”, “Kröte”, “Mammut”, “Anestesie”, “Opfer” oder “Ameise” heissen kann. Und weil das nicht reicht steht Ma auch für “Kopfstütze” oder “Libelle” – kein Witz! Und unterschieden wird das alles nur über die Betonung: Einmal gleichbleibend hoch, dann hoch beginnend und abfallend, oder tief beginnend und ansteigend und um es noch komplizierter zu machen auch noch abfallend beginnend und dann ansteigend. Wenn man das lert fühlt man sich wie ein Kindergartenkind, das irgendwelche Laute nachblabbert und die amüsiert lächelnde Sissi gibt einem ziemlich deutlich zu spüren, dass man noch einen verdammt langen Weg vor sich hat.

Um es dann noch zu verkomplizieren gibt es neben den Regeln auch noch genausoviele Ausnahmeregeln und innerhalb dieser wieder erhebliche Unterschiede zwischen Theorie und wie diese in der Praxis dann angewendet wird.

Dazu noch interessante Informationen: In China gibt es rund 100 verschiedene Dialekte – die sich im Unterschied zu den Dialekten in Deuschland oder der Schweiz allerdings derart unterscheiden, dass ein Südchinese in Nordchina genausoviel versteht, wie ein Bayer, der sich auf Platt unterhalten soll.

Sprich; bereits mit dem Shanghaier Dialekt hat man in Peking seine Mühe an der Fleischtheke zu bestellen. Und darum sprechen die meisten Chinesen neben ihrem Dialekt, den sie von ihren Eltern als erstes beigebracht bekommen, auch Mandarin – sozusagen Hochchinesisch, das fast überall verstanden wird. Ähnlich wie bei uns Hochdeutsch – nur mit dem Unterschied, dass es eine komplett eigene Sprache mit anderen Wörtern und auch eigener Grammatik ist.

Die meisten Ausländer lernen hier übrigens wie wir nur die Sprache und nicht die Zeichen. Von diesen gibt es mehrere 10.000 und viele sind nach vielen Jahren harter Lektüre noch nicht in der Lage, einen Zeitungsartikel einigermassen fliessend zu lesen.
In diesem Sinne: 直到下一次 bzw. in Umschrift: Zhídào xià yīcì (bis zum nächsten Mal)

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Comments:

  1. Tommy Says:

    Sehr schön…bis ich dich dann besuchen komm kannst du mich ja dann rumführen :)

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