Hong Kong ist von Shanghai ein perfektes Wochenendtripziel. Nur zwei Stunden Flug in den Süden bugsieren einem in eine ganz andere Welt – und das obwohl man sich noch immer in Chinesischem Hoheitsgebiet – genauer einer chinesischen Sonderverwaltungszone befindet. Auf einmal wird englisch gesprochen, auf einmal sieht man wieder mehr internationale Gesichter als chinesische, auf einmal funktionieren Facebook, Twitter, Youtube und Google wieder und auf einmal kostet das Bier wieder 3 Euro statt einem. Und auf einmal ist man am Meer und in der Natur und das bei rund 10 Grad höheren Temperaturen als in Shanghai.
Mein Grund für den Trip an die chinesische Südgrenze war ein Wiedersehen mit dem guten Joe, der extra aus London zur Chinarundreise zu Besuch kam. Nach der Taxifahrt zum Hotel mit Bay-View und einem sehr kreativen Mittagesse bei einer amerikanischen Burgerkette machten wir uns auf zur Stadttour – beide völlig unvorbereitet und ohne jegliches Ziel. Und dennoch führte uns unsere unkoordinierte Wanderung gleich am ersten, halben Tag zu allen nennenswerten Highlights dieser Stadt, wie wir abends aus dem Reiseführer (der im Koffer lag) erfahren sollten.
Neben der Uferpromenade (die eigentlich eher eine Fußgängerbrücke ist, die unzählige Malls miteinander verbindet) und der “Dried Fish Road” (die genau das bietet was der Name verspricht, nämlich Getrocknetes von allem was man sich nur vorstellen kann) wanderten wir durch das Bar- und Partyviertel „SoHo“ , welches uns später an diesem Tag noch zum Verhängnis werden sollte (dazu weiter unten mehr), ließen uns mit der schrägsten Schrägaufzugsbahn (Schweizer Fabrikat – das vermittelte eine gewisse Sicherheit) auf den „Peak“ – eine Aussichtsplattform am Rande der Stadt mit unglaublicher Aussicht über diese – fahren und gönnten uns dort zum Abendessen – na was wohl? – einen Burger. Ausserdem durfte Joe über unzählige Bankentürme staunen, für welche er offensichtlich über die Jahre in der Branche ein nicht nachvollziehbares Faible entwickelt hat.
Vom Peak gings direkt in Matthias (das ist ein Kollege von Joe, der in HK wohnt) Wohnung und von da nach einem Willkommensbier weiter in eine schicke Roof-top-Bar mit genialer Aussicht an deren Namen ich mich nicht erinnern kann. Dort trafen wir auch Ting. Ting ist Amerikanerin, die in China aufwuchst, in Texas zur Schule ging, in London gearbeitet hat und nun in Hong Kong wohnt und von Hong Kong aus mit Joe auf Chinarundreise startete – und eine ausgezeichnete Nightlifeexpertin. Über den weiteren Verlauf des Abends will ich hier keine Details berichten. Nur so viel: Wodka wirkt genauso verheerend, auch wenn er in einer Eisbar bei -10 Grad getrunken wird und Hong Kong hat mehr Bars, Clubs und feierfreudige Expats als man an einem Abend bewältigen kann.
Der nächste Tag begann dann entsprechend spät und gemächlich. Eher behäbig schleppten wir uns abermals zu den Peers und fuhren von da nach Kowloon, der Halbinsel die zugleich ein Stadtteil Hong Kongs darstellt. Hier gibt es den berühmten Movie Walk – das Pendent zum Walk of Fame in Hollywood, nur mit asiatischen Stars von denen man 99% noch nie gehört hat. Umso bekannter kommen einem dann die Namen Bruce Lee und Chacky Chan vor, wenn sie unter den Füssen auftauchen.
Gegen später trafen wir uns nachdem wir den Weg über die längsten Elevator der Welt gefunden hatten mit Ting und Matthias zum Abendessen und mit Ihnen kamen Marc, ein ausgewanderter Engländer und der stellte uns einem Freund vor, der uns abermals zum Verhängnis werden sollte: „Burt“ ist 20cm hoch, besteht aus diversen alkoholischen Zusatzstoffen und schmeckt unschuldiger als er ist. Der Abend kam dann erneut seinen so, wie es kommen musste und so bestand der Sonntag genau aus drei Dingen: Aufstehen – zum Flughafen fahren – heimfliegen. Und das natürlich, wie in China absolut üblich mit 2 Stunden Verspätung.
Joe und Ting gehen derweil auf Südwestchinarundreise und besuchen uns dann das Wochenende drauf in Shanghai. Ich hoffe nur, dass Burt nicht mitkommt.
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