… mit diesem grammatikalisch nicht ganz korrekten Spruch in blecherner Computerstimme begrüsst einem ein jedes Shanghai-Taxi, wenn der Fahrer der typischerweise kein Wort englisch spricht, ein kleines LED-Display umklappt und damit symbolisiert dass das Taxi besetzt ist. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man eines bekommen hat. Und das ist die eigentliche Herausforderung in dieser Stadt. Dabei sind Taxen kein rares gut. Man sieht davon in den Strassen mindestens so viele wie “Zivilfahrzeuge” und meistens fahren sie mit einem hell leuchtenden, grünen oder roten LED-Schild durch die Strassen – dies bedeutet dass sie frei sind. Angehalten werden sie an jeder möglichen und unmöglichen Stelle (mitten auf der Kreuzung einer 8-spurigen Strasse ist hier kein unmöglicher Ort) durch heben des Arms am Strassenrand. Soweit so gut.
Nun gibt es zwei Zeitzonen in der Taxiwelt: Die eine ist die, nenne wir sie mal, Kundenzeitzone. Diese ist vor allem tagsüber an schönen Tagen und Wochentagen. Es herrscht ein deutliches Überangebot an Taxen und entsprechen schnell und einfach ist es, eines zu ergattern. Die zweite Zeitzone ist die Taxifahrerzeitzone. Man trifft sie zur Rush Hour morgens und abends an Wochentagen, am Wochenende zur Ausgehzeit und zeitunabhängig bei Regen an. Wer in der Taxifaherzeitzone dringend irgendwohin gelangen will, der sollte genug Puffer einbauen, denn jetzt sind die Santanafahrer (Taxen sind in der Regel VW Santanas – übrigens das meistverkaufte Automobil der Welt) die Chefs der Strasse.
Winkend am Strassenrand kann man so locker Stunden verbringen: Heute ist ein Freitag. Die Fahrt heute morgen vom Hotel ins Büro war noch problemlos möglich, da am Hotel in der Regel ausreichend Taxen warten. Anders sah die Situation zum Feierabend aus. Jetzt will ganz Shanghai nach Hause und offensichtlich vorzugsweise mit einem Taxi. Das führt dazu, dass man bei 37 Grad (heute bisher wärmster Tag des Jahres) und 90% Luftfeuchte (das ist eher Norm hier) wie ein Depp an einer Strassenkreuzung steht und einem Taxi nach dem anderen Nachwinkt, das dann aber doch vorbei fährt. Die Position eines Fahrgastes ist an einem Freitagabend zur Stosszeit also sowieso schon schlecht und so kann man locker – wie in meinem Fall heute – 1:20 winkend am Strassenrand verbringen. Verschärft wird das ganze dann noch, wenn wie heute ein Gewitter aufzieht und sich mit dunklen Wolken und Blitzen am Horizont lauthals ankündigt.
Spätestens jetzt ist der Taxifahrer definitiv König und nimmt nur noch mit, wen er will. Westlich aussehende, blöd am Strassenrand winkende, mit ihren “Zielkarten” (Visitenkarten mit Name und Adresse des Ziels in chinesischer Schrift) in der Hand dastehende Ausländer sind da nicht unbedingt zuoberst in der Nahrungskette. So steht man und steht man und wechselt die Warteposition, das Winkverhalten, die Strassenseite in der Hoffnung dass sich irgendwann ein Fahrer erbarmt.
Helfen tut das freilich nicht viel. Erst nach knapp 1,5 Stunden als der Verkehr allmählich etwas nachliess, schaffte es eine Kollegin einen Taxifahrer anzuhalten. Frewillig war das freilich nicht. Er hatte die Wahl zwischen sie überfahren oder Vollbremsung. Es folgte das übliche Ritual: Visitenkarte vorhalten – Genervt/Unwissender Blick des Fahrers und chinesisches Gebrummel – Brille aufziehen und Innenbeleuchtung an – Karte etwas weniger genervt Zurückgeben – Innenbeleuchtung aus – LED-Display umklappen – blecherne “Welcome to take my Taxi-Stimme” – und Abfahrt. Eine Minute später: Wolkenbruch und Platzregen. Zum glück sassen wir jetzt im Taxi, denn spätestens nun sind die Fahrer die Herrscher des privaten Transporttums und die Wartezeiten werden noch länger.