Es herrscht goldener Spätsommer in Shanghai – mit angenehmen, trockenen Temperaturen um die 25 Grad, blauem Himmel mit einem paar dekorativen Schäfchenwolken und verhältnismäßig frischer und sauberer Luft. Nach dem unausstehlich heiß-schwülen Sommer hat Mitte September die schönste Jahreszeit mit Abenden im Biergarten, Balkon-BBQ-Parties und Open-Air-Parties in diversten Roof-Top-Bars hier begonnen. Bis Mitte / Ende November bleibt es jetzt angenehm warm, trocken und sonnig, während die Zeit zwischen Juli und Ende August zuerst von heftigen Monsunregen und dann von unglaublicher Hitze gepaart mit Luftfeuchtigkeit weit über 90% geprägt war.
Jetzt ist es also schön und auch mein Leben kommt langsam wieder in geregelte Bahnen. Unser Monsterprojekt feierte am 5. September den sogenannten „go live“ (so nennt man das, wenn ein neues System, neue Prozesse oder eine Organisation „live“ gehen, also operativ genutzt wird) und seither freuen sich ein paar tausend  chinesische Mitarbeiter unserer Firma über harmonisierte, zentralisierte und strikt kontrollierte Prozesse und ein neues SAP-System. Das wiederum bedeutet nach den zahlreichen Nacht- und Wochenendschichten für das Projektteam und auch mich, dass wir nach sehr stressreichen und nervenaufreibenden Wochen vor dem Go-Live nun in sowas wie ein geregeltes Leben zurückkehren – ein Leben mit freien Abenden ohne stundenlange Telefonkonferenzen mit den Kollegen in Europa und ohne Wochenendschichten und in dem nach rund 6 Monaten ohne auch mal wieder Urlaub möglich ist.
Nachdem das gute Jahr das ich jetzt in China lebe bisher überwiegend von Arbeit geprägt war haben wir uns nun da das Projekt ruhiger wird vorgenommen, China besser kennenzulernen. Nach mittlerweile Besucher Nummer 25 kennen wir uns in Shanghai mehr als ausreichend aus und nach diverse Turitouren durch Nanjing Lu, People Square, Fake- und Fabric markets, Bar Rouge, Bund, Apartment, Gaga und wie sie alle heißen brauchen wir mal wieder was neues.
Wir werden die schöne Jahreszeit und die anstehende Feiertagssaison (golden week Anfang Oktober steht vor der Türe) also nutzen, um lange geplante Reisen endlich umzusetzen und zum Beispiel die Yellow Mountains, die Seidenstraße in Westchina, die Hafenstadt Xiamen und ein paar weitere Ziele zu erforschen. Gleichzeitig möchte ich mein noch immer sehr in den Kinderschuhen steckendes Chinesisch wieder vorantreiben und endlich mehr Zeit in das Training für den Shanghai Halbmarathon zu dem wir uns mit einer ganzen Gruppe angemeldet haben, investieren. Darauf trainiere ich jetzt zwar schon seit Mitte August, jedoch war es bisher schlichtweg zu heiß und schwül um draußen zu laufen und spätestens nach der dritten Trainingseinheit auf dem Laufband habe ich mich ernsthaft gefragt, ob ich eigentlich noch ganz sauber bin angesichts der Tatsache dass ich eine Stunde auf der Stelle gegen die Wand laufe um am nächsten Morgen mit schmerzenden Waden und Schienbeinen aufzuwachen. Aber Ziel ist Ziel und vorgenommen ist vorgenommen und so bleiben noch gut 60 Tage Vorbereitungszeit auf den Lauf am 04. Dezember in denen ich mich noch von rund 60 Minuten bei 9,5KM/H auf mindestens 2 Stunden bei gut 11,5 KM/H steigern muss wenn das gesteckte Ziel von einer Halbmarathonzeit unter 2 Stunden auch erreicht werden soll.
Ansonsten gibt es auch an der Besucherfront wieder Bewegung: Nachdem seit Retos Besuch im Juli niemand im Sommer herkommen wollte um Shanghai bei 40C zu erleben, sondern Bagger- und Zürichsee see in Deutschland oder der Schweiz bevorzugten (hätte ich auch hätte ich die Wahl gehabt) kommt nun wieder Leben in unser Gästezimmer. Erst letzte Woche kamen Sandkastenfreund Mike und Gina auf Ihrer Chinarundreise für eine Woche hier vorbei und ab Oktober bis Ende November  ist dann wieder Full-House mit netten Freunden aus Deutschland und besonders freuen wir uns auf Kenza und Flo, unsere Freunde aus Shanghai, die mittlerweile wieder in Deutschland wohnen, jedoch für ein paar Wochen zurück in die alte Heimat kommen und mit denen wir ein paar Reisen hier unternehmen werden.
Ansonsten gelobe ich jetzt wo ich wieder ein Privatleben habe Besserung in punkto Blogaktualisierung und hoffe dass es in der Heimat auch allen gut geht.