Zielgerade

3 Feb
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Wir sind in China ja immer ein bisschen hinterher. Dieses Jahr genau gesagt 23 Tage. Denn hier gilt nach wie vor der Mondkalender und nachdem fing 2012 eben erst Ende Januar an. Es ist das Jahr des Drachen – des Wasserdrachen um genau zu sein. Ein gutes Jahr soll der verheissen – mit viel Erfolg und Geld, was in China eigentlich das Gleiche ist. Und ein gutes Jahr zum heiraten. Was auch wieder nicht verwundert, denn kommt Geld, kommt Heirat in China. Gegenüber dem eher laschen Hasen, der letztes Jahr regiert hat soll der Drachen es dieses Jahr richtig krachen lassen. Schauen wir mal, wie das mit den Weltwirtschaftsprognosen zusammengeht. Das mit den Sternzeitjahren funktioniert übrigens so: Es gibt 10 sogenannte “Himmelsstämme” (oder Elemente) wie zum Beispiel Feuer, Wasser, Metall und so weiter und 12 “Erdzweige” oder einfacher gesagt Tiere, also Hase, Pferd, Ratte und eben den Drachen und so weiter. Jedes Element kann mit jedem Tier kombiniert werden und wer in Mathematik damals beim Thema Faktor aufgepasst hat, der weiss, dass somit 60 Kombinationen möglich sind. Bedeutet also, dass jede Paarung aus Tier und Element (also zum Beispiel Wasser und Drache wie dieses Jahr) nur alle 60 Jahre und somit für die meisten Menschen nur einmal pro Leben vorkommt (zumindest bewusst).

Am Ende verheisst natürlich jede Kombination mehr oder weniger was gutes, so ähnlich wie es auch mit Horoskopen auch ist. Macht ja auch Sinn, denn wer will schon am Anfang des Jahres feststellen müssen; “Oh Mist, das Jahr der Metall-Ratte, das wird ja ganz ein übles Jahr, hoffen wir, dass es schnell vorbei geht. Das wäre ja blöd. Da haben sich die alten Chinesen schon was bei gedacht und so ist halt jede Kombination für was anderes besonders gut. Die eine um ein Haus zu bauen, die andere um ein Kind zu bekommen oder sich scheiden zu lassen, oder ein Auto zu kaufen oder was weiss ich. Das ganze mag sich ja für uns Westler recht eigentümlich und etwas ulkig anhören, für die Menschen hier bedeuten diese Symbole jedoch viel und manch einer richtet seine Hochzeit, seine Geschäftseröffnung oder den Einbau seiner Fertigküche durchaus nach den Sternzeichen.

Für mich wird das Jahr des Wasserdrachen relativ kurz, denn meine Tage im Reich der Mitte sind langsam aber sicher gezählt. Ende März geht es zurück nach Europa und ich möchte noch gar nicht an die Abreise denken. Die verbleibenden Tage sind also noch sinnvoll zu nutzen und ein Ziel ist die noch weissen Flecken auf der Asienlandkarte zu füllen. Gerade komme ich von Vietnam zurück. Alle Westler fliehen über “Chinese New Year” wenn irgendwie möglich aus China. Das liegt einerseits daran, dann in dieser Woche ALLE, also sprich rund eineinhalb Milliarden Chinesen unterwegs sind und Flüge, Züge, Hotels restlos überfüllt und zum anderen ist auch in Shanghai winter und mit fehlender Heizung und Isolation gibt es keinen Grund die Feiertage in der Wohnung zu verbringen. Vietnam ist da klimatisch besser dran und so ging es in einer kleinen Rundreise nach Hanoi und von da weiter in den Süden an den Strand bei Nha Trang. Schönes Land, freundliche Leute, gutes Essen – kurz zusammengefasst. Ach ja und Chinese New Year feiern sie da unten auch. Das heisst da Tet und es wird auch geböllert, aber eher zivilisiert mit einem schönen Feuerwerk wie bei uns und nicht wochenlang und vor allem nur Laut wie in China. Und Kuchen wird gebacken. Der sogenannte Tet-Kuchen. Das ist ne seltsam anmutende Pampe aus Reis und Früchten in Bananenblättern, die unglaublich lange gegaart wird. Probiert habe ich es nicht.

Da auch dieser Blog mit Ende des Aufenthalts sein Ende finden wird, viele Themen aber noch nicht behandelt wurden, wird sich der Style ein bisschen ändern. Die nächsten Einträge werden mehr eine Gebrauchswanweisung für Westler sein, die nach China kommen. Mitlerweile glaube ich da einen ganz gutes Insiderwissen aufgebaut zu haben und vielleicht interessierts ja den einen oder anderen, der in Zukunft hierher kommen wird.

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